Al passagio della cometa, 2006

Al passagio della cometa, 2006, Matteo Terzaghi & Marco Zürcher

Die kleinteiligen Collagen Al passagio della cometa erzählen auf vier Kartons mit jeweils 2, beim letzten 6 ausgewählten Bildern, die aus dem Fundus der Künstler stammen, begleitet von einem kurzen Text in einfacher, direkter Sprache, die Geschichte des Vorbeiziehens eines Kometen. Es finden sich als Ouverture versammelte Menschen auf einem Dach einer einfachen Hütte, im Bild darüber sieht man den vorbeiziehenden, hell leuchtenden Kometen in der dunklen Nacht. Der kurze Text darunter verweist auf die aufgebrachten Menschen, und dass jeder von ihnen einen Wunsch im Herzen trägt.
Die zweite Bildcollage zeigt einen weissen Volkswagen im Zentrum des Geschehens, bevölkert von Kindern, die an seinem Heck und auf seiner Stossstange sitzen oder dann von einem Uniformierten vorwärts gestossen wird. Mit gleichen Worten wie zuvor beginnt litaneiartig der Text Al passagio della cometa... Dabei wird die Erdölindustrie lahmgelegt und die Raffinerien geschlossen, die Kriege werden unterbrochen, so im folgenden dritten Bildteil das Militär entwaffnet und die Karren gezogen, und mit dem nächsten Bildteil, mit der Darstellung von 6 Frauen, die alle noch nicht wissen, dass sie schwanger sind. In stimmig poetischer Weise macht der Text keinen Beschrieb des Dargestellten, als dass er die Szenerie mit Leben und weiteren Verbindungen ausstattet. Die Bilder werden kontextualisiert, sie, die aus persönlichen und anonymen Quellen der Künstler stammen, werden zu Ereignissen gemacht, die kaum den ursprünglichen Inhalten entsprechen. Bild und Text werden somit in der Geschichte des vorbeiziehenden Kometen wahrgenommen und gelesen, um damit eine neue Geschichte zu schreiben und zu einer neuen Erinnerung zu werden, auch wenn sie mitunter seltsam bis absurd wirken mag. Zugleich werden weitere mögliche Inhalte oder Aussagen der Bilder eingeengt oder gar verunmöglicht. Der Text überlagert somit auch die visuellen Erfahrungen, da diese anderes zu leisten vermögen, als Bilder, da sie Ungesehenes vermitteln und Hintergründe erläutern können, wie Erdölkrise, Schwangerschaft und verborgene Wünsche.

Bild und Text werden zu einer utopischen Erzählung in der Tradition der Kometenpassagen als bedeutsame Himmelserscheinung, die auf symbolträchtige, kommende Ereignisse hinweisen. Zugleich wird in spielerisch-poetischer Weise auf das Gedächtnis verwiesen, das stets aus Erinnerung, Imagination und Erzähltem seine Geschichten zusammenstellt. 

 

EMJ

 

 

Künstler
Matteo Terzaghi & Marco Zürcher
Gattung
Mixed Media
Material
Fotografie und Serigrafie
Masse
51,5 x 38,5 x 2,5 cm
Standort
c
Inventarnummer
F 2012.013/001/002/003/004
Credits
Schenkung Stiftung Kunst Heute, 2012
Provenienz
Bei den Künstlern, 2012
Ausstellungsgeschichte

Museo cantonale d'arte, Lugano, 4.9.-1.10.2009. Non c'è memoria senza fantasma.

 

Das Werk Al passagio della cometa wurde an der Aussstellung Memory im Antico Monastero delle Agostiniane, Monte Carasso, 2007, präsentiert. (Kat.)

Literatur

Kunstbücher:

Hotel Silesia, Gliwice, Czytelnia Sztuki, 2013
Appunti per una grande enciclopedia dello spazio scritta e illustrata senza uscire di casa, Luzern/Poschiavo, Edizioni Periferia, 2009
A, E, I, O, U, Luzern/Poschiao, Edzioni Periferia, 2010
Che ci faccio qui?, Luzern/Poschiao, Edzioni Periferia, 2009
Le cahier des chiens, Bex, Bex & arts, 2008

Da qualche parte sulla terra, Collection Cahier d'artistes 2006, Luzern/Poschiao, Edzioni Periferia, 2006

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