Ohne Titel, 1989

Ohne Titel, 1989, Bernard  Voïta

Schon während seiner Studienzeit - im letzten Studienjahr konzentriert sich Voïta ausschliesslich auf die Fotografie - haben Voïta diejenigen Möglichkeiten der Fotokamera interessiert, die nichts mit dem herkömmlichen Ablichten der Realität gemein haben. Vielmehr interessiert den Künstler, mittels Kamera das Verhältnis von Raum und Bild auszuloten. Fasziniert von der Möglichkeit, Situationen speziell für die Perspektive der Kamera zu kreieren, fängt er an in seinem Atelier mit Tischen, Stühlen, poveren Materialien und Sperrmüll räumliche Situationen herzustellen, in die er Kugeln, Tassen, Bälle, Teller, Kessel, Glühbirnen etc. arrangiert, die im fotografischen Abbild ein scheinbares kreisförmiges Raster über das Atelierbild legen. Auf dunkle Atelierbilder "legt" er ein weisses Raster, auf helle Atelierbilder ein schwarzes. In seinem Atelierreich mit gemässigter Lichtverteilung finden sich helle und dunkle kreisförmige Raster in ausgewogener Weise verteilt. Diese „Tupfen" oder kreisförmigen Merkpunkte, welche die Bilder strukturieren, sind speziell für das starre, einäugige „Sehen" der fix installierten Kamera konstruiert und für das menschliche Auge im selben Raum nicht wahrnehmbar. So ist das Arrangieren im Raum, das Gestalten von Raum, Flächen und Volumen ein äusserst aufwändiger, sich über mehrere Wochen hinziehender Akt des Gegenstände Setzens, Zurückgehens zur Kamera, im Sucher der Kamera die Position der „Tupfen" Kontrollierens, Gegenstände Versetzens, usf. Die Kamera wird so zum Zentrum und Vollender des Voïta'schen Universums und nicht, wie meist gehandhabt, da hingetragen, wo das Geschehen ist. Das „punktuelle" Kippen in die Fläche ermöglicht vernetzte Ambiguitäten im Seherlebnis, fruchtbare Spannungsverhältnisse zwischen Raum und Flächen, Grössen und Distanzen. Auch können sich Distanzen aufheben, Tiefe und Perspektive verschwinden, um dem planen Raster im Sinne eines Stilllebens „Raum" zu geben.

Der Arbeitsprozess hat viele Parallelen mit demjenigen eines Bildhauers. Fläche und Raum, Ordnung und Unordnung sind nicht nur im künstlerischen Produkt untrennbar miteinander verwoben, auch das Arbeiten selbst funktioniert in einem Spannungs- und Abhängigkeitsverhältnis zwischen Ordnung und Chaos, Kontrolle und Blindheit, technischer Eigendynamik und menschlicher Bestimmung.

KFR

 

 

Künstler
Bernard Voïta
Gattung
Fotografie
Material
s/w Fotografie
Masse
140,0 x 140,3 cm
Standort
Depot
Inventarnummer
F 2003.174
Credits
Schenkung Stiftung Kunst Heute, 2003
Provenienz
Ankauf beim 1990 Künstler (ein Werk Schenkung des Künstlers)
Ausstellungsgeschichte

Literatur

Weitere Infos