Les Gants 3, 1993

Les Gants 3, 1993, Eric Lanz

Les gants 3 besteht aus einem an die Wand projizierten Video und einem Video auf Monitor. Im Monitorbild schiebt sich zwischen die Monitorscheibe und dem im Video abgebildeten „Touchscreen" eine menschliche Hand ins Bild - wie wenn sie die unsrige ersetzen würde, oder wie wenn sie uns zeigen wollte, wie wir diesen „Touchscreen" bedienen sollen. Wenn also diese Hand auf dem fiktiven „Touchscreen" einen Handschuh anklickt, wechselt auf der viel grösseren Projektion die Auswahl mit den vier Handschuhpaaren - von Boxhandschuhen über Sezier- und Backofenhandschuhen bis zu Handschuhen zum Hunde bürsten. Berührt der "Benutzer" den „Touchscreen" mit beiden Händen, erscheint in der Folge auf dem Monitor der Ort der Benutzung, auf der Projektion die Benutzung des ausgesuchten Handschuhpaars. Wir sehen also zum Beispiel im Monitorbild einen Hundekorb mit darin liegendem Hund, auf der Grossprojektion in Detailaufnahme wie der Hund vom soeben ausgesuchten Handschuh gebürstet wird. Berührt die rechte Hand das Monitorbild während der Aktion, wird das Video im Fast Forward Modus abgespielt. Klickt die linke Hand den „Touchscreen" an, sehen wir die Aktion in slow motion. Berühren ihn beide Hände, kehren wir zur Handschuh-Auswahl zurück.

Wir haben also auf dem Monitor die einen Handschuh bezeichnende Hand, welche die virtuelle Welt bedient, auf der Grossprojektion die Hand, die eine Handlung ausführt und mit der faktischen Welt in direkter Verbindung steht. Die Videobilder werden zum Ort eines Inventars, eines Sammelsuriums von Handschuhen, aber auch zum Ort des „virtuellen"  Erlebens und Berührens.

 

Lanz' Umgang mit Technologie darf durchaus als subversiv charakterisiert werden. Les gants mimt Interaktivität, die Möglichkeit der Handschuhauswahl ist jedoch nur Illusion. Die einzige Wahlmöglichkeit, die der Betrachter hat, besteht in der Entscheidung, wann er ins Video ein- oder aussteigen möchte.

Les gants ist die Inszenierung einer Begegnung eines Interaktivitäts-Users mit einem fiktiven Touchscreen Programm. Die Illusion, die der Künstler uns offenbart, ist ironischer Ausdruck seiner kritischen Haltung einem technologischen Positivismus gegenüber - ein ironischer Ausdruck, der über die Bilder funktioniert, ohne sich pädagogisch auf den Diskurs einzulassen.

 

KFR

 

 

 

Künstler
Eric Lanz
Gattung
Videoinstallation
Material
Videoinstallation für 2 synchronisierte Kanäle (Betacam SP, PAL), Farbe, Ton
Masse
Dauer: 22' 20''
Standort
Depotplatz
Inventarnummer
V 2003.273
Credits
Schenkung Stiftung Kunst Heute, 2003
Provenienz
Ankauf 1993 in Fri-Art Kunsthalle Freiburg
Ausstellungsgeschichte

Literatur

Weitere Infos