Snack Mobil, 1998
Neben Gygis Arbeiten, die ambivalente Machtstrukturen thematisieren, finden sich Werke, die auf die Notwendigkeit von Autonomie, Mobilität, Nomadismus und auch Sicherheit verweisen, wie Gygis Zeltstrukturen (seit 1993), die Elementarstruktur eines freien Marktes, oder das Snack Mobile. Dem Formenvokabular seines Stils entsprechend besteht das Snack Mobile aus einfachen, elementaren Materialien - blanke Chromstahlstruktur auf Rädern, Schutzdach, das von einer Plastikplane überzogen wird - und ist somit als skulpturales Gebilde zu verstehen. Durch die funktionale Formgebung und die funktionstüchtige Ausstattung dient der Wagen für die Herstellung und den Verkauf von Hot Dogs (mit Beleuchtung, Kühlschrank, Inox-Kessel, Stauraum, Gerät für Herstellung von warmen Würstchen, Senf- und Ketchup-Verteiler, gläserne Vitrine für das Angebot mit Abstellflächen), um eine Dienstleistung zu ermöglichen und zugleich für die Herstellung und den Verkauf von Nahrung einen Arbeitsplatz und somit einen Lebensunterhalt (eines Immigranten, wie dies Gygi während der Ausstellungszeit in Bremen forderte) zu sichern. Gemeinsam mit der Bar 1996 oder der Vidéothèque mobile 1998 können die Strukturen während einer Ausstellung zum Zweck eines freundschaftlichen Beisammenseins Verbindungen zwischen Individuen schaffen. In dem Sinne wird einer künstlerischen Institution auf einer weiteren Ebene die Möglichkeit zum sozialen Experiment und zur sozialen Interaktion gegeben.
EMJ