Ezra Pound's Last Dream, 1985

Ezra Pound's Last Dream, 1985, Pierre André Ferrand

Ezra Pound's Last Dream ist ein früher Werkkomplex, bestehend aus 8 weissen Leinwandbildern, von denen 7 auf den Boden gestellt und an die Wand gelehnt sind, und eines am Schluss der Reihe ist auf Augenhöhe an der Wandfläche angebracht. In diesem Werkkomplex kristallisiert sich bereits in mustergültiger Weise das Kunstwollen Ferrands und zugleich ist er als Ausnahme zu betrachten. Die Präsentation erscheint als Aufreihung von Formen: Rechtecke, Quadrat, Trapezform, Kreuzformen unterschiedlicher Breite und Präsenz. Sie stehen da, bereit für eine folgende Neupositionierung oder Accrochage. Ihre nachlässig anmutende Positionierung setzt sich in deutlicher Weise einer modernistischen oder formalistischen Komposition entgegen. Und so fragt Dieter Schwarz, wie diese Bilder reden können, da sie sich von einer modernistischen Kompositionsweise abwenden, um ihre Rhetorik nicht einbüssen zu müssen. Die grossformatigen Konstruktionen am Boden, an die Wandfläche gelehnt, die man als Arrangement bezeichnen kann, gemahnen an eine Situation vor Vollendung der Präsentation. Als objekthafte, an ihrer Ansichtsseite uniform weisse Körper formulieren diese ihren eigenen Raum. Sie verhalten sich als Installation und somit als Einheit. Zugleich verweisen die verschiedenen Formen, Grössen und Breiten der einzelnen Tafeln darauf, dass sie auch mit Dingen assoziiert werden und somit der Welt der Dinge angehören. Dazu kommt die weisse Ausstrahlung der Bilder aus flüssigem Gesso, das auf Leinen aufgetragen wurde und sich mit dem körperhaften Träger (Chassis) verbindet. Die Werke, allesamt von monochromen, reflektierenden weissen Flächen geprägt, unterscheiden sich untereinander nicht nur in der Grösse, sondern ebenso in der Tonalität des Monochromen, die grosse Differenzierung entfaltet. Im Licht der Gegenwart ist alles sichtbar, keine Illusionen werden auf diesen weissen Objekten evoziert. Im Rahmen der Vollendung der Formen sollen zugleich grösst mögliche Freiheiten elaboriert werden, was sich in der Entwicklung verschiedener Formen sowie in der Überschreitung gegebener Formen auszeichnet. Von Bedeutung ist ihre Beziehung zueinander sowie die Einheit als Werkkomplex.

Diese elementare Reduziertheit mag auch als intuitive Referenz des Künstlers an Ezra Pound verstanden werden, der gerade in seinem Werk Cantos, das er nach dem 2. Weltkrieg als Gefangener verfasst, mit einer Verknappung der lyrischen Sprache experimentierte, die zugleich durch ihr reiches Gedächtnis an Traditionen, Sprachen, Kulturen und Erinnerungen, eine überwältigende Bilderwelt in sich trägt, die den Maler Ferrand fasziniert. Auch für andere Werke hat der Künstler Zitate aus Pounds Cantos für deren Titelgebung verwendet, um dem Betrachter einen weiteren Hinweis zur Kontemplation zu ermöglichen. Ferrands Bildobjekte verharren still in ihrem Dasein und fordern die Betrachter mit ihrer Kargheit und in sich ruhenden Vollendung zu einem Zwiegespräch über Stille, Leere aber auch Offenheit heraus. Und zugleich kann aus der Anordnung der Objekte mit nur wenig Phantasie ein Wort gelesen werden: EXIT. Diese Lesart, auf die Dieter Schwarz Jahre nach der Vollendung des Werks hinweist, war nach Ansicht des Künstlers nicht Intention bei der Schaffung der Werkgruppe, doch ist sie durchaus sinntragend und verweist auf ein weiteres Potential des Werks.

 

EMJ

 

 

Künstler
Pierre André Ferrand
Gattung
Malerei
Material
Gesso auf Leinen, 8-teilig
Masse
Variabel
a) 55 x 40 cm
b) 40 x 35 cm
c) 78,4 x 45,4 x 12cm
d) 140 x 70,5 x 6,5 cm
e) 258,6 x 149 x 12,7 cm
f) 244 x 103 x 6,6 cm
g) 248 x 39,1 x 6,8 cm
h) 130,4 x 100,2 cm
Standort
Depot
Inventarnummer
Pl 03.035
Credits
Ankauf 1991 beim Künstler.
Provenienz
vom Künstler
Ausstellungsgeschichte

Literatur

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