Leben & Werk Luc Mattenberger

Luc Mattenberger
* 1980 in Vernier
lebt und arbeitet in Genf

 

Luc Mattenberger besucht die Haute école d’art et de design (HEAD) in Genf und schliesst 2006 mit einem Master ab. 2007 absolviert er an derselben Schule die Postgraduiertenausbildung Pôle CIE. Gleich nach seinem Abschluss gewinnt Mattenberger bedeutende Preise, unter anderem den Förderpreis der Nationale Suisse in Basel, wo er mit seinen Maschinen ohne praktischen Nutzen, die als Skulpturen zu verstehen sind, überzeugt. Seitdem nimmt der Künstler auf seinem konsequenten und erfolgreichen Werdegang entscheidende Förderungen in der Schweizer Kulturlandschaft entgegen, wie den Swiss Award 2011 und diverse Stipendienaufenthalte in Berlin, Paris, Rom, Zürich und Marfa. Nicht minder interessant sind seine zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen in bedeutenden Institutionen und Ausstellungen, wie 2012 La jeunesse est un art im Aargauer Kunsthaus Aarau (Kat.).

Das künstlerische Schaffen Mattenbergers widmet sich im Rahmen den Gattungen Skulptur Objekten und Installation wie der Druckgrafik und dem Video. Seine formschönen Objekte stammen vermeintlich aus unserem technischen Alltag, sind nicht selten mit einem Motor oder zumindest mit einem funktionierenden Mechanismus ausgestattet. Sie dienen indes keinem unmittelbaren Nutzen im Rahmen einer sinnvollen Produktion oder Funktion. Die Objekte oder Skulpturen, oft umfunktionierte Fahrzeuge und modizifierte Bewegungskörper, zeugen von der menschlichen Faszination für Maschinen und Mechanik und übermitteln zugleich ein ambivalentes Gefühl ihrer Unberechenbarkeit. Ihr Potential zu Gewalt und Zerstörung ist allgegenwärtig. Wer mag diese anwenden und wer kann bedroht werden? Das technisch raffiniert anmutende Objekt in unserer ökonomisierten Gesellschaft wird gleich einem Fetisch verherrlicht – nicht selten hängen die Skulpturen an der Decke schwebend im Raum –, und verherrlichen mit ihrer Kraft und Leistungsmöglichkeit unser Wirtschaftssystem. Zugleich zelebrieren sie die (göttliche, so der Künstler) Macht des Menschen über die Maschine und somit auch sein Wissen. Oder ist die Zelebrierung der Maschine als Symbol der ökonomisierten Gesellschaft als ein Mahnmal kaum überschaubarer Technologien mit Gefahren und Schattenseiten zu verstehen und schliesslich als Hinweis auf die Machtlosigkeit und Fragilität des menschlichen Körpers, der fraglos in unsere Leistungsgesellschaft eingebunden ist? Zu all dem wird Bezug genommen: die Maschine als utopische als auch dystopische Kraft, ohne dass der Künstler eine moralische Position einnehmen möchte.

Mattenberger begnügt sich nicht mit der Präsentation des Möglichen, sondern lässt seine Objekte, die er als Prototypen versteht, zuweilen auch den Betrieb aufnehmen. Sie brummen, drehen, bewegen sich, brauchen Treibstoff und verkleckern den Boden und übermitteln diese Aktion nicht nur im Visuellen, sondern auch durch den störenden bis hin unerträglichen Lärm des explodierenden Verbrennungsmotors und die verströmten Gerüche des verbrannten Öls. Die Aktion wird vom Künstler entweder vor der Präsentation des Objekts selbst vorgenommen (verbunden mit einer Abneigung der öffentlichen Demonstration gegenüber) oder tritt während der Präsentation in Aktion, und zwar nicht selten in Zusammenhang mit Öl, dem Treibstoff, der den Motoren zum Leben verhilft. Der Rohstoff birgt dabei vielfältige Bedeutungen in sich: seine einstige Umwandlung von organischen Stoffen ausgehend oder die Verbrennung des Rohöls während seiner Benutzung ins Gasförmige, wobei die olfaktorischen Komponenten des Öls zum Tragen kommen. Der Musentempel im Dienst der Betrachtung erinnert alsdann unvermittelt an funktionale Garagenräume mit toxischer Atmosphäre.

Nach Ansicht des Künstlers vermag der Einbezug der Maschine und somit der Mechanik in die Welt der Künste diese von jeglicher Nützlichkeit zu befreien und somit das Feld für weitere Möglichkeiten zu eröffnen.

 

www.lucmattenberger.com

Der Künstler wird von der Galerie Rotwand in Zürich vertreten.

 

Esther Maria Jungo

Werke sortiert nach Titel ↑JahrGattung

Bild Informationen Beschreibung

Luc Mattenberger

Booby Trap

2011

Aluminium, Turbine, Motor, Flaschenzug

Masse 80 x 120 x 550 cm

Skulptur

Mattenberger widmet sich mit seinen objekthaften Maschinen einem Maschinenkult und der menschlichen Dominanz über jegliches Wirken und Dasein. Das Werk Booby Trap kann, wie 2010 im Rahmen der Ausstellung Roboterträume im Museum Tinguely, zur Rheinfahrt benutzt werden. Es ist noch nicht die heute mögliche unbemannte Drohne, die das... [ Weiter ]