Leben & Werk Florian Germann

Florian Germann
* 1978 im Kanton Thurgau
lebt und arbeitet in Zürich und Fuerteventura

Nach einer Schreinerlehre (1995-1996) und einer weiteren Lehre als Steinbildhauer (1996-2000)  arbeitet Germann als Assistent im Bereich der Restaurierung in einem Betrieb in Winterthur. Von 2004-2008 studiert er an der Hochschule der Künste Zürich (ZHdK) und schliesst sein Studium mit einem Master ab.

Der konzeptuell und zugleich in intuitiver Manier arbeitende, gleichsam als Künstler-Forscher (sein Ideal findet sich beim Universalgelehrten der Renaissance), Parapsychologe oder als von Geistern besessene Florian Germann widmet sich, in Auseinandersetzung mit Kultur, Wissenschaft und Natur wie auch mit Poesie und dem Okkultismus, der erzählerischen Dimension der Kunst und ihren Möglichkeiten: „Ich durchschreite die innere Bibliothek, um noch nicht kombinierte Möglichkeiten aufzuspüren", sagt der Künstler. Aus aufgespürtem, erfundenem, gesehenem, erinnertem und gehörtem Fundus - aus Vernetzungen zwischen Ideen, Visionen, Ereignissen, Dingen und Orten - erschafft er eine fortlaufende Collage, die er zu grösseren Werkkomplexen weiterentwickelt. Dabei geht es ihm weniger um das einzelne Ergebnis als um die Kreation einer Enzyklopädie von Resultaten. Mit ihnen sucht er eine eigene Ordnung und Struktur zu erschaffen. Oft sind es historische Figuren und mythologisch-fantastische Motive (aus der Historie, wie etwa Napoleon, aber auch aus dem Science-Fiction-Bereich, wie dem Mythos des Werwolfes), die den Ausgangspunkt seiner Recherchen bilden. Ausgehend von tagebuchartigen Zeichnungen visualisiert und reflektiert Germann, gleich einem Storyboard, seine Asssoziationen und seinen Arbeitsprozess in semantisch dicht aufgeladenen und zugleich formal reduzierten installativen Inszenierungen. Durch Neu- und Umschreibungen erschafft er dabei ein eigenes Universum, das aus Welten mit erweiterten Bedeutungsebenen besteht, die stetig ergänzt werden können und Geschichten erzählen. Die Aneignung, im Sinne des Ready-made, spielt dabei ebenso eine Rolle wie die präzise, jeweils additive und prozesshafte Zusammenführung der erforschten oder fiktiven Inhalte zu einem eigenen Kreislauf. Sein Weg führt immer wieder übers Handwerk und die dazugehörigen Materialexperimente, wobei ihn insbesondere die physikalischen Eigenschaften aber auch die psychologischen Merkmale der diversen Materialien interessieren. Die entstandenen installativen und/oder skulpturalen Werke wirken nicht selten wie eine Mischung aus physikalischen Instrumenten und modernistischen Skulpturen und erinnern an Versuchsanordnungen oder an eine Laborsituation, deren Sinn erst allmählich erschlossen werden muss. Man könnte sagen, dass Germann seine verschiedenen Themen in einen technologischen Prozess umzuwandeln sucht. Dabei sieht der Künstler das wichtigste Moment in der Aktion, die er jedoch dem Besucher vorenthält. Nur Spuren, die Relikte dieser Aktionen respektive Performances „zur Geisterstunde", können von den Betrachtern wahrgenommen werden. So saust Germann nur wenige Tage vor der Eröffnung seiner Einzelpräsentation The Poltergeist Experimental Group (PEG) Applied Spirituality and Physical Spirit Manifestation im Migros Museum für Gegenwartskunst Zürich „unten ohne" auf einem Wägelchen ungebremst über eine Schieneninstallation und sondert dabei nicht nur Schweiss auf die Messingplatte des Gefährts ab, sondern auch Urin, wie es sich bei einer höllischen Pfadfindermutprobe gehört. Diese Aktionsspuren als Hinterlassenschaft einer grossen Angst hängt er in seiner Ausstellung als goldglänzende Scheibe an die Wand, die im Laufe der Zeit durch die einsetzende Oxidation Grünspan ansetzt und somit die Transformation der Energien am Material sichtbar macht. Zentral dabei ist, dass sich die Struktur (Zustand oder Form) verändert, ohne dass sich die Substanz verliert.

 

Florian Germann hat 2009 für seine Diplomarbeit Ballungscenter aller Energien I an der Hochschule der Künste in Zürich den Förderpreis für junge Kunst der Nationale Suisse gewonnen mit einem Auftritt an der Liste 09 in Basel, 2009 und 2010 das Werkstipendium des Kanton Zürich. 2009 ist er Stipendiat der Binz39. 2012 bestritt er im Migros Museum für Gegenwartskunst seine erste grosse Einzelausstellung, die sich mit Geistererscheinungen und deren Stofflichkeit beschäftigt.

Als junges, viel versprechendes Talent in der Schweizer Kunstlandschaft beschäftigt er sich mit Materialien und Themen, deren Vorbilder zwar allgemein bekannt und renommiert sind: Harald Szeemann und die Prägung seiner Individuellen Mythologien, Joseph Beuys, Chris Burden, Jason Rhoades oder Matthew Barney. Zugleich wirken seine Installationen evokativ, doch sind sie in keiner Weise leicht konsumierbar, sondern fordern den erlebenden und suchenden Betrachter heraus.

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www.floriangermann.ch

 

 Esther Maria Jungo

 

Werke sortiert nach Titel ↑JahrGattung

Bild Informationen Beschreibung

Florian Germann

Untitled (Der Werwolf von Wien)

2009

Reifen/Pneu, Plexiglas, PVC, Chromstahl, Glas, Silbermünzen, amerikanisches Wallnusshholz, Verstärker

Masse 192 x 160 x cm

Objekt

Die beiden Arbeiten Untitled aus dem Werkkomplex Der Werwolf von Wien - eine vom Künstler frei interpretierte mythische Figur aus dem Reich der sagenhaften Wesen und Geschichten - werden für dessen erste bedeutende Einzelausstellung im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich entwickelt:... [ Weiter ]

Florian Germann

Untitled (Der Werwolf von Wien)

2009

Emergency generator, 1 kg silver, glass, cable

Masse 81,5 x 82 x 45 cm

Objekt

Die beiden Arbeiten Untitled aus dem Werkkomplex Der Werwolf von Wien - eine vom Künstler frei interpretierte mythische Figur aus dem Reich der sagenhaften Wesen und Geschichten - werden für Florian Germanns erste bedeutende Einzelausstellung im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich... [ Weiter ]