Leben & Werk Skulptur David Renggli

David Renggli
*1974 in Zürich
lebt und arbeitet in Z
ürich

 

Nach dem Besuch des Vorkurses an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich studiert David Renggli von 1992-97 an der Gerrit Rietveld Academie im Studiengang Fotografie in Amsterdam. Nach seiner Rückkehr widmet sich Renggli vornehmlich der Musik und gründet mit Freunden die Studio- und Performancegruppe Waldorf. Als Künstler kann man ihn ab 2002 im Message Salon Zürich wahrnehmen sowie in der Coalmine-Fotogalerie in Winterthur. Es folgen Beteiligungen in renommierten Institutionen im In- und Ausland, Preise, wie die UBS Young Art Award, 2006, der Swiss Art Award, 2007, 2011 sowie bedeutende Einzelausstellungen seit 2006 u.a. in der Kunsthalle Winterthur, in der Stiftung BINZ39, Associazione Barriere, Turin, Kunstraum Baden, Galerie Wentrup, Berlin, Museum im Bellpark, Kriens, Galerie Chez Valentin, Paris, Kunsthalle Sankt Gallen, Galerie Peter Kilchmann, Zürich.

 

David Renggli weiss, dank einer einzigartigen Mischung von Themen und Formen, immer wieder die Neugierde des Kunstpublikums zu wecken. Dabei führt er Spektakel, Humor, Poesie und hie und da auch Melancholie gekonnt in ein heterogenes Repertoire aus skulpturalen Objekten, Installationen, Fotografien und Hinterglasmalerei ein. Eine unerwartete Verbindung verschiedener Alltagsmaterialien und -motive charakterisiert sein Schaffen, welches bei genauer Betrachtung scheinbar Bekanntes ins Surreale und absurd Groteske zu kippen vermag. Der Moment der Überraschung ist in seinem Schaffen immer wieder das leitende ästhetische Prinzip. Weitere Elemente, die das Werk Rengglis umschreiben, sind beispielsweise Dialog, Gegenwärtigkeit und genaue Beobachtung. Nicht selten werden die Betrachterin und der Betrachter durch den Werktitel direkt angesprochen, wie Du, dein Psychiater, kannst du den empfehlen, 2007, oder aber spielt das alltägliche, banale Geschehen, welches durch die Boulevard Presse geht, eine wichtige Rolle in seiner künstlerischen Auseinandersetzung. Indem er den Betrachter aber vor allem auch mit alltäglichen und uns nur zu gut bekannten Alltagsobjekten irritiert und überrascht, betrachten wir Bett, Stuhl, Tisch, Sportgerät oder Aquarium, um nur ein paar wenige Beispiele seiner Objekte und Stillleben zu benennen, mit einer anderen Aufmerksamkeit und erkennen den Witz und die Ironie gewisser Alltagsgegenstände vielleicht auch ausserhalb der schützenden Museumswände. Es gibt somit einen zutraulichen Blick auf die Alltagswelt in seinen Werken, der an Wolfgang Tillmans erinnern mag, der jedoch zugleich, wie eben beschrieben, mit den Bildtiteln ironisch gebrochen oder aufgeladen wird. Aber auch das konstante Experimentieren mit klassischen Museumsdisplays, mit Gattungen und Motiven der Kunst, ist ein wiederkehrendes Thema in David Rengglis Arbeit, wie es in der Ausstellung The Charm of Ignorance im Museum Bellpark Kriens, 2012, zu sehen war: Der Künstler füllte sämtliche Museumswände mit mehr als 2000 collagierten Bildern in Petersburger Hängung.

In seiner Einzelausstellung in der Zürcher Galerie Peter Kilchmann im Frühjahr 2014 beeindruckt er mit farbenfrohen, riesenhaften Hinterglasmalereien. Der dazugehörige Titel Flamingo Blue Jeans Penis darf, wie so oft, nicht wörtlich genommen werden. Denn wir sehen weder Flamingos, auch nicht ausschliesslich die Farbe Blau, noch werden wir Zeuge von unzähligen männlichen Geschlechtsteilen. Auch hier provoziert der Titel der Ausstellung durch eine ironische Note, und was wir schlussendlich sehen, sind schillernde Farbverläufe, die durch die Technik der Hinterglasmalerei saftiger nicht sein könnten. Was den Titel angeht, so spielen für den Künstler Rhythmus und Assoziationsbilder eine wichtige Rolle, die für die Rezeption der Ausstellung eine bestimmte Stimmung auslösen können. Des weiteren stehen aus Beton, Metall und Steinen gefertigte Daybeds, 2013/2014, im Raum verteilt. Es handelt sich um Sitz- und Liegebänke mit darauf arrangierten Flusskieseln und eingelegten Münzen. Als Sitzbänke bieten sie, ganz in der Tradition des Museumbankes, eine kontemplative Aussicht auf die umliegenden Malereien an den Wänden. Das Sitzen dürfte aber nicht allzu bequem sein wie vielleicht auch die Betrachtung von zeitgenössischer Kunst nicht immer bequem sein dürfte. Gleichzeitig assoziieren sie Freuds Therapeuten-Couch. Nicht auf einen Perserteppich, sondern auf Beton und Stein gebettet, fordert der Künstler mit dieser augenzwinkernden Geste die Ausruhenden dazu auf, ihre Haltung zur äusseren Welt wie auch zu sich selbst zu überprüfen. Während der ersten Klöntaltriennale 2014 befindet sich eine dieser Bänke mit grandioser Aussicht auf den Klöntalersee auf der Richisauer Schwammhöhe, die andere im Kunsthaus Glarus, mit Sicht auf ein Bild von Johann Gottfried Steffan aus dem 19. Jahrhundert.

Die Kraft der Illusion, welche aus der Spannung zwischen Form und Inhalt entsteht, steht auch im Mittelpunkt seiner Einzelausstellung der Kunsthalle Sankt Gallen, 2013, wo Renggli erstmalig die Daybeds ausstellt. Schon der Titel der Ausstellung Scaramouche deutete darauf hin. Die Referenz auf die Figur der italienischen Commedia dellarte ist hier weniger wichtig als der Klang des Wortes selbst, das erst auf der Zunge zu rollen und dann auf ihr zu zergehen scheint. In dieser Ausstellung spielen Worte in ihrer visualisierten Form im Gegenstand von acht Neonskulpturen eine grosse Rolle und thematisieren auf semiotischer und inhaltlicher Ebene (Un-)Lesbarkeit: Einerseits sind die in den einzelnen Skulpturen dargestellten Worte nicht auf den ersten Blick lesbar. Inhaltlich aber handelt es sich um Begriffe, die keine Mehrdeutigkeit zulassen, wie z.B. SAEBEL oder LIBIDO oder Worte, die fast sinnentleert sind, etwa durch ihre häufige oder beiläufige Verwendung, wie SORRY oder IRGEND.

 

David Rengglis Werke sind in nationalen und internationalen öffentlichen Institutionen und privaten Sammlungen vertreten.

Der Künstler wird von den Galerien Peter Kilchmann in Zürich, Wentrup in Berlin und Chez Valentin in Paris vertreten.

 

Alexandra Blättler

Werke sortiert nach Titel ↑Jahr

Bild Informationen Beschreibung

David Renggli

While I work my bed sleeps

2007

"Holz, gefasst; satinierte Baumwolle, Gänsedaunen"

Masse 85 x 204 x 99 cm

Skulptur

Das Werk While I Work My Bed Sleeps fügt sich in die Reihe der „domestic milieu intérieurs\" ein. Wie so oft in seinen den Alltag thematisierenden Objekten geht David Renggli auch hier im doppelten Sinne auf das klassische Motiv der Körperlichkeit in der Skulptur ein. Die hölzerne, in Grün gehaltene ... [ Weiter ]