Leben & Werk Guido Nussbaum

Guido Nussbaum
* 1948 in Muri / AG
lebt und arbeitet in Basel und im Elsass

 

Guido Nussbaum absolviert in Luzern und Zürich die Kunstgewerbeschule (die Fotoklasse, aus der er rausgeflogen ist, und plastisches Gestalten) und erwirbt 1976 das Zeichenlehrerpatent. Nach einigen Jahren Unterricht im Kanton Aargau zieht er 1982 nach Basel. In Basel unterrichtet er von 1987-1992 an der Schule für Gestaltung. Hier ist er seit den frühen 1980er-Jahren Teil einer lebendigen Basler Kunstszene. Es folgen national und international Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen. Ebenso darf der Künstler bedeutende Preise entgegennehmen, untern anderem mehrfach das Eidgenössische Kunststipendium sowie 2011 den renommierten Prix Meret Oppenheim. 1997 widmet das Aargauer Kunsthaus Aarau Nussbaum, dem „bekannten Unbekannten der Schweizer Kunst“ (Stefan Kunz) eine umfassende Einzelausstellung.

 

Guido Nussbaum ist Konzeptkünstler. Dennoch kommt Kunst für ihn von machen und sein künstlerisches Schaffen und Dasein ist nicht nur von einem wachen, hintergründigen Humor durchdrungen, sondern ebenso, als Mitglied der PdA, von einer politischen Haltung. Bereits in den frühen Arbeiten des Künstlers der 1970er und folgenden 80er-Jahre finden sich, mittels einer figurativen, realistischen und klaren (der Künstler spricht von einer „einfachen, simplen, sogar plumpen“) Zeichensprache in verschiedenen Medien – Zeichnung, Malerei, Fotografie, Objekt und Skulptur – elementare Darlegungen einer Handlung oder eines Tatbestandes. Das Verhältnis von Wirklichkeit, Modell und Abbild sowie deren mediale Verbreitung in Kunst und Leben soll kritisch reflektiert werden. Guido Nussbaum will verstehen und verstanden werden und vermeidet Verschleierungen. Vielmehr wünscht er sich Öffnungen.

So entstehen in den frühen 1980er-Jahren eine Serie von ausgewogen komponierten Gemälden, die von jeweils unterschiedlichem Stilanleihen geprägt sind, auf welchen die Preisangabe bestimmender Teil der Komposition und somit auch Inhalt des Werks bildet. Diese Bildgestaltung ist für den stets sozial denkenden und agierenden Künstler ein kritischer Kommentar zu einem Kunstmarkt, der daran ist, nicht nur die Moderne zu vereinnahmen, sondern auch in der zeitgenössischen Kunst Aufwind zu bekommen und mit entsprechenden Strategien mediale Wirkung zu erlangen. Nussbaum will dabei nicht nur die Metaebene vermeiden, sondern ebenso das Elitäre, und mit Direktheit das wahrhaftig Unmittelbare und Einfache angehen.

Über die Jahre hinweg widmet er sich immer wieder der selbstkritischen Darstellung seiner Person als „Vorlage“, wie er selber sagt, ob er nun als ganze Figur, als Porträt oder mit Details – Hand, Brusthaare, Oberkörper, Nase, gerunzelte Stirn mit Haaransatz, Auge,  Füsse – präsent ist. Dabei stellt er Fragen über das Medium Malerei, deren Repräsentation und die Rolle des Künstlers, wie in seinem Werk Drehbildträger, 1994. Als weibliches Konterfei stellt sich seine Frau Patricia zur Verfügung.

Eine folgende Werkgruppe, die der Künstler über längere Zeit verfolgt, sind seine Variationen eines Verkehrssignals. Geschaffen aus Aluminiumtafeln, wie sie in der Signalisation als dreieckförmiges Warnschild verwendet werden, variiert Guido Nussbaum mit viel spielerischer Ironie deren zeichenhafte Inhalte mit arbeitenden, sinnierenden oder ruhenden Menschen.

Ein weiterer Themenbereich, der ihn seit 1988 bis heute beschäftigt, ist die Auseinandersetzung mit dem Globus oder der Weltkarte: Kunst mit Weltbezug. Ausgangspunkt dieses Werkkomplexes ist die Videoinstallation Heim-Welt, 1988, die früh in die Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung gelangt. Von fünf Kameras wird ein Ausschnitt aus einem Globus simultan auf fünf Monitore, die wiederum, als einzelne Scheiben mit ihrer Krümmung wie auch in ihrer Installation die Weltenkugel zum Ausdruck bringen. Eine Weiterentwicklung dieser Thematik wird in den Medien Objekt, Skulptur, Malerei und Installation, wie im Gemälde Erde in Samt, 1991/92, bildhaft zum Ausdruck gebracht. Auch hier geht es um eine Auseinandersetzung mit der Verbildlichung unserer Welt – Karten und Weltkugeln und was diese durch präzise Betonung, Allusionen oder hinterlistige Veränderungen bedeuten.

Die performative Kraft des Künstlers findet nicht nur in seinem alltäglichen Auftreten und Wirken ihren Ausdruck, sondern ebenso im sogenannten Nussbaum-Tribunal in Basel, 2006, mit der Anklage vermeintlicher Verschandelung des öffentlichen Raumes durch Kunstwerke: Es handelt sich um öffentliche Diskussionen als Gerichtsverhandlung, in welcher Zeug/innen und Expert/innen die Anliegen von Anklage und Verteidigung diskutieren (gemeinsam mit Annina Zimmermann).

 

 

Guido Nussbaum wird von der Galerie STAMPA in Basel vertreten.

 

Esther Maria Jungo

Werke sortiert nach TitelJahr ↑Gattung

Bild Informationen Beschreibung

Guido Nussbaum

Erde in Samt

1991/92

Öl auf Leinwand in mit Zeitungspapier beklebtem Originalrahmen des Künstlers

Masse 50,5 x 69,5 cm

Malerei

Erde in Samt gehört zu einem seit 1988 beginnenden Werkkomplex in unterschiedlichen Medien, in welchem sich der Künstler in gegenständlichem Vokabular mit dem Globus oder der Weltkarte auseinandersetzt und Kunst mit Weltbezug schafft. Dabei geht es um eine Auseinandersetzung mit der Verbildlichung unserer Welt, die wir uns von unserem Standpunkt... [ Weiter ]

Guido Nussbaum

Drehbildträger

1994

Öl auf Leinwand

Masse 104,8 x 125,2 cm

Malerei

IM SOG EINES BILDES IM BILDE DES BILDES .... „Im Grunde genommen betrachten wir ein frühes Landschaftsbild von Alfred Wirz, das war ein idealer, gut vorbereiteter Malgrund für mich", meint Guido. Er wirkt dabei wie ein zufriedener Bauer, nach einer trocken eingefahrenen Ernte.   Das Zwiegespräch des... [ Weiter ]