Leben & Werk Jean-Luc Manz

Jean-Luc Manz
* 1952 in Neuchâtel
lebt und arbeitet in Lauanne

 

Jean-Luc Manz absolviert eine Lehre als Fotograf in Montreux und reist nach seinem Abschluss während zweier Jahre durch Europa und die Vereinigten Staaten. Nach seiner Rückkehr 1974 in Lausanne beschliesst der damals 22-Jährige, sich als Autodidakt der Bildenden Kunst in den Medien Zeichnung und Malerei zu widmen.

1976 präsentiert Manz in der damaligen Galerie Rivolta in Lausanne erste Zeichnungen. Er lernt Jean Crotti und Pierre Keller kennen. In den darauf folgenden Jahren realisiert Manz seine ersten geometrischen Werke, die er an der Ecole supérieure d'art visuel in Genf (ESAV) im Atelier „médias mixtes" von Chérif & Sylvie Defraoui präsentiert, deren Unterricht er mit Gewissenhaftigkeit folgt, ohne indes in der Schule eingeschrieben zu sein. Gleichzeitig nimmt er teil an den künstlerischen Aktivitäten Genfs und frequentiert Ecart (mit John Armleder, Patrick Lucchini und Claude Rychner), Apartment (mit Pierre André Ferrand und Paul Marie Descloux), Dioptre sowie das Centre d'art contemporain. Erste Erfolge verzeichnet Manz seit den 1980er Jahren mit dem Eidgenössischen Kunststipendium (1982), dem Prix des jeunes créateurs der Fondation Vaudoise pour la promotion et la création artistique (1982) und weiteren renommierten Auszeichnungen. Seit Ende der 80er Jahre findet man Manz' Werk in der damaligen Galerie Patrick Roy in Lausanne wie auch in der Galerie Susanna Kulli, dazumal in St. Gallen, heute in Zürich, die ihn bis heute vertritt. 1987 gründet er in Vevey, gemeinsam mit Jean Crotti, Catherine Monney, Alain Huck, Robert Ireland und Christian Messerli, die Gruppe M/2: mit einem Raum für zeitgenössische Kunst setzt sich die Gruppe in einem dazumal traditionellen künstlerischen Umfeld für die Vermittlung junger (mehrheitlich Schweizer) Kunst ein und realisiert bis 1992 40 Ausstellungen. Hier lassen sich auch während eines Jahres Fabrice Gygi und Alexandre Bianchini nieder, um in der Folge 1994 gemeinsam mit Nicolas Rieben ihre Galerie Espace Forde in Genf zu gründen.

1988 findet in der Kunsthalle Winterthur eine Einzelpräsentation statt, die in der Folge im Musée des beaux-arts in La Chaux-de-Fonds und in Halle Sud in Genf präsentiert wird. Von 1989-1994 ist Jean-Luc Manz gemeinsam mit Urs Stahel und Theodora Vischer Mitglied der Ankaufskommission der Stiftung Kunst Heute. 1992 vertritt Jean-Luc Manz, gemeinsam mit Carmen Perrin und Markus Döbeli, die Schweiz an der Biennale von Kairo. Seit den 90er Jahren kann man Manz' Werk in bedeutenden Ausstellungen im In- und Ausland finden.

 

Manz' Arbeiten zeugen von einer Entscheidung für eine abstrakte Kunst der Gegenwart, und zwar in einem eigenen Sinne einer steten Erkundung der Möglichkeiten von Formen und der Erweiterung der geometrischen Welt. Will man ihn in der Tradition der Konkreten in der Historie oder einer erneuten Aufnahme des Neo Geo betrachten und diskutieren, dann sind die Vorbilder und Zeitgenossen wohl präsent, somit auch die Appropriation eine Selbstverständlichkeit, doch verweilt Manz keineswegs in weiteren Variationen eines bereits bestehenden Formenschatzes. Vielmehr versucht er, innerhalb eines möglichen geometrischen Vokabulars durch Emotionen eine erweiterte Ebene in der affektiven Erfahrung zu erschaffen, die nicht selten erst auf einen zweiten oder vertieften Blick zu ergründen ist. So sind ihm, der die Arbeiten eines John Armleder oder Helmut Federle schätzt, nicht nur das Spiel mit Formen und deren Wandlungsmöglichkeiten im historischen wie auch zeitgenössischen Kontext wichtig, sondern auch das Potential der gegenstandslosen Welt, Ornamente zu erfahren, Gefühle und somit auch Inhalte zu vermitteln. In diesem Sinne steht jedes Werk - häufig handelt es sich um Werkgruppen - in einem bildnerischen Zusammenhang mit den Beziehungsstrukturen unserer Welt. Dabei spielen die Bezugspunkte zum Zeitgeist etwa der 1950er Jahre - eine Zeit, in die Manz hineingeboren wurde - ebenso eine entscheidende Rolle wie seine Reisen in die Vereinigten Staaten oder die von ihm verehrte Kunst des Islam, den er während seiner zahlreichen Aufenthalte in Ägypten studieren kann (erstmalig 1992 mit Jean Crotti, mit dem er immer wieder Gemeinschaftswerke schafft). So sind es nicht selten alltägliche aber auch besondere Erfahrungen oder Impressionen, die als Erinnerung und Subtext in erzählerischer Weise in die Formenwelt des Abstrakten eintreten und somit im Glücksfall auf der Schneide zwischen Gegenständlichkeit und Gegenstandslosigkeit balancierend die Bedeutung erweitern. Dieser Schwebezustand im Erzählerischen will sich von der Sprachlosigkeit, aber auch vom Heroismus in der modernistischen Abstraktion befreien und in den Alltag eintreten. Hilfreich mögen dabei auch seine Titel sein, die neben Sans titre und Composition auch Damier, Idole, Chants d'Eva, Le marché, Imbiss, Varietease La mosque, Le cimetière, Les pleurs de cendres, Trash Travel Painting Amsterdam, Bedroom Fantasies oder Missouri 52 heissen und mit nicht selten einer besonderen Portion Ironie auf Manz' Erfahrungshorizonte im Alltäglichen und Besonderen hinweisen.

 

Jean-Luc Manz ist ein gewichtiger Vertreter der Abstraktion einer Generation in der französischen Schweiz, die, wie John Armleder oder Olivier Mosset, angestammte Grenzen und Definitionen ihrer Kunst überwinden und deren Bedeutungshorizont erweitern.

 

Esther Maria Jungo

 

Werke sortiert nach TitelJahr ↑Gattung

Bild Informationen Beschreibung

Jean-Luc Manz

Mes années 50

1991

Acryl auf Leinwand, 9 Teile

Masse "28x67 cm; 41x41 cm; 42x42 cm; 28x42 cm; 35x35 cm; 35x35 cm; 38x38 cm; 42x35 cm; 26x70 cm"

Malerei

Dieser Werkkomplex, bestehend aus 9 kleinformatigen Acryl-Bildern, stellt in expemplarischer Weise eine Erinnerung dar, die mittels formaler Entscheidung in der Reduktion auf die Primärfarben ein gegenstandsloses Werk entstehen lässt. Jean-Luc Manz erzählt eine Geschichte in neun verschiedenen Bildern, die auf den ersten Blick nichts gemein haben, doch schliesslich ein Ganzes... [ Weiter ]