Leben & Werk Computergrafik Alex Hanimann

Alex Hanimann
* 1955 in Mörschwil (SG)
lebt und arbeitet in St. Gallen

Alex Hanimann wächst in Mörschwil auf und besucht das Seminar in Rorschach, wo er sich zum Primarlehrer ausbilden lässt. 1977-81 Höheres Lehramt für Bildnerische Gestaltung an der Schule für Gestaltung Zürich. Von 1981-88 arbeitet er als Zeichenlehrer. Seit 1981 ist Hanimann als freischaffender Künstler in den Medien Zeichnung, Malerei, Objektkunst, Druckgrafik, Skulptur/Plastik, Installation, Video, Kunst im öffentlichen Raum und Kunst am Bau tätig. 1987 gemeinsam mit Josef Felix Müller Mitbegründer der Kunsthalle St. Gallen. Nebenbei doziert er seit 1988 an der Zürcher Hochschule für Gestaltung und Kunst, heute Zürcher Hochschule der Künste. Von 1996 - 2004 Mitglied der Eidgenössischen Kunstkommission, seit 2009 Mitglied der Kulturkommission der Stadt St. Gallen.

Alex Hanimann gehört mit seinem Werk zu den wenigen Zeichnern und Malern, die seit dem Beginn der 1980er Jahre mit umfangreichen Serien und Werkgruppen (er versteht sie als Enzyklopädie) kontrapunktisch zur vorherrschenden expressiven Haltung stehen. Vielmehr entsprechen Auseinandersetzungen im weiten Feld des Figurativen (Zeichnung und Malerei) seinem Interesse und seinen Auseinandersetzungen. Im Assoziationsfeld zwischen Wahrnehmung und Bedeutungszuweisung interessieren ihn die diversen Bedeutungs- und möglichen Ordnungsstrukturen von Zeichen, Chiffren und Abbildern, mit welchen wir die Welt zu verstehen und erkennen suchen, im Wissen, dass das absolute Bild als Repräsentation einer stimmigen Weltordnung nicht existiert und postulierte Ordnungen und Strukturen bereits morgen schon überholt sein können. Die Botschaft seiner Bilder erschliesst sich erst auf den zweiten Blick. Mit konzeptuellem Geist und zugleich in spielerischer Weise setzt er sich mit Sprache auseinander, die er als Schrift und Bild in verschiedenen Medien visualisiert. Schrift und Bild bezeichnet Hanimann als zwei Herzen in seiner Brust. Neben und zugleich in Kombination mit eigenen Bildfindungen nehmen bereits bestehende Bilder oder Zeichen der zeitgenössischen Bilderflut (aus Zeitschriften, Zeitungen, Internet etc.), die sich Hanimann sammelnderweise aneignet, kopiert, strukturiert und auf ihre Grundkonstanten befragend in sein zeichnerisches oder malerisches Universum integriert, zusehends eine gewichtige Stellung ein. Dabei fragt er mit spielerischem und zugleich ironischem Tenor, nicht selten in Gegenüberstellung widersprüchlicher Informationen und weiterführender Geschichten, nach Inhalt und Ideologiepotential und somit auch nach überraschendem Sinn, Halbsinn wie auch Unsinn von Botschaften. Die Bedeutungsfülle und Bezugspunkte erscheinen endlos und endgültige Klarheit wird zur Illusion, wobei Ordnungen durcheinander gebracht und neue Ordnungen, Perspektiven und Assoziationen wieder erstellt werden. Die scheinbar eindeutigen Seh- und Denkmuster sollen dadurch hinterfragt werden. Betrachtet man Hanimanns Werk im Formalen, so zeichnet er sich im Medium der Malerei durch einen veristischen Umgang mit dem Vorbild aus, das er nicht selten in mechanischer und minutiöser Weise in der Grisaille-Technik ausführt, während er sich in seinen zeichnerischen Papierbildern auf die reine Umrisszeichnung konzentriert. Beide Techniken suchen damit dem Betrachter eine monotone Sachlichkeit jenseits von Emotionen vorzutäuschen. In seinen Schrift- respektive Spracharbeiten, die mit grossen Lettern Flächen oder Räume beherrschen, geht Hanimann ähnlich vor wie bei seinem bildnerischen Werk, indem er die scheinbare Logik von Sprach- und Schriftkonventionen und somit auch ein gängiges Begreifen der Welt in Frage stellt und andere Bedeutungen ermöglicht werden.

Die Videoarbeiten, die seit einigen Jahren entstehen, erzählen von tierischen Verhaltensmustern, die der Künstler mit scheinbar dokumentarisch-neutraler Kamera festhält. Dieselbe Strategie findet sich in einer raumgreifenden Installation, in welcher Kanarienvögel im Käfig präsentiert werden. Dabei thematisiert der Künstler nicht nur das Verhältnis des Menschen zum konditionierten Tier, sondern geht zugleich der Fragestellung nach, wie die Welt aussieht, nach welchen Mustern, Strukturen und Ideologien sie funktioniert. Dieser Fragenkomplex, den Hanimann in poetisch anmutenden Inventionen untersucht. Mit seinem unvergleichlichen Werk, das sich nicht scheut, Struktur und Chaos, Heterogenität und Widerspruch, Sinn und Sinnlosigkeit im Gleichen zu thematisieren, gehört Hanimann zu den herausragenden Persönlichkeiten der zeitgenössischen Schweizer Kunstszene.

 

Diverse Stipendien und Werkbeiträge, Manor-Kunstpreis, Straubenzeller Kulturpreis. 2009 zeigt das Aargauer Kunsthaus eine umfassende Ausstellung mit Hanimanns Textarbeiten, begleitet von einer umfangreichen Publikation: Alex Hanimann. Textarbeiten, Hrsg. von Stephan Kunz, Aargauer Kunsthaus / Verlag für moderne Kunst, Aarau/Nürnberg 2009.

 

 Esther Maria Jungo

 

 

 

 

Werke sortiert nach Titel ↓Jahr

Bild Informationen Beschreibung

Alex Hanimann

Redressing the Balance (Musulman)

2005 - 2006

Computergenerierte, digitale Zeichnung auf Papier 150 gr./m2

Masse 250 x 200 cm (max) Blattmasse: 70 x 56 cm (min.)

Computergrafik

Seit vielen Jahren datiert Alex Hanimann seine Zeichnungen nicht mehr. So hat er die Freiheit, alte Zeichnungen mit neuen Elementen zu ergänzen. In diesem Sinne kann eine Datierung nur im Rahmen eines Zeitabschnitts festgelegt werden. Oft handelt es sich bei den Zeichnungen um ein Abzeichnen, ein Durch- oder Nachzeichnen in konventioneller Abbild-Manier. Dabei isoliert Hanimann die... [ Weiter ]