Produkt, 1985
Die Hinterfragung von Systemen und Machtstrukturen unserer Konsumgesellschaft ist bei der dreiteiligen Arbeit Produkt ein entscheidender Themenbereich, den Ian Anüll seit den 1980er Jahren immer wieder von neuem thematisiert. Die Verlinkung der Systeme - jenes des Warenwerts, des Verkaufwerts, des Konsums in der Warenwelt und jenes des Mehrwerts in der Symbol- und Ideenwelt der Kunst - verweist zugleich auf den Warencharakter und den Wertfaktor der Kunst wie auch auf den Symbolwert der Waren.
In der Materialisierung kommt die Arbeit pover daher: zwei Rechtecke aus Karton - je weiss und schwarz im grösstmöglichen Kontrast mit Ölfarbe übertüncht, ein graphischer Schriftzug mit kyrillischen Zeichen, ebenfalls aus Karton, der die beiden Elemente visuell zu einem Ganzen vereint, wobei das kyrillische П auf dem schwarzen Karton ausgestanzt und der Buchstaben T in der weissen Komposition eingefügt ist. Die Komposition nährt sich von der Aura der Klassischen Moderne und dem suprematistischen Reich Malewitschs und seiner Zeitgenossen - der Inhalt ist von kritischer Aktualität zu der Frage in unserer Zeit nach dem Ende der Utopien: wie können Werte ihres Sinns verlustig gehen oder gar in ihr Gegenteil kippen?
EMJ