Ohne Titel, 1982

Ohne Titel, 1982, Richard Brintzenhofe

Der amerikanische Maler Richard Brintzenhofe ist im Umfeld des New Image Painting, der amerikanischen neoexpressiven Kunst zu sehen und dennoch als Aussenseiter zu verstehen.  Seine grossformatigen Bilder, mehrheitlich Interieurs des Künstlers und Ausblicke aus denselben, die Schicht für Schicht und Teil für Teil in Öl gemalt sind, fächern das Resultat ihrer Entstehung auf. Dabei beginnt der Künstler seine Malerei, ohne zuvor eine Komposition skizziert oder ein Raster gezogen zu haben, am linken Rand der weiss grundierten Leinwand und beendet etwa 6 Monate später sein Gemälde am rechten Rand des Bildes. Die Zeit, der Prozess hat die Idee, die er von Anfang an in seinem Kopf hat und die während seiner Entwicklung auch Änderung erfährt, in diesem Werk umgesetzt. Als visuelle Metapher der Relativität jeglichen Erlebens und Agierens kann im dargestellten Zürcher Wohn-Atelier des Künstlers in erzählerischen Fragmenten, in Über- und Verlagerungen der Prozess, die Veränderung im Bild, somit auch im Leben nachvollzogen werden. Brintzenhofes dichter Einblick in sein Interieur spricht von der Relativität eines Augenblicks und der Illusion einer Ganzheit, die sich nicht nur in der fehlenden Einheit des Raums manifestiert, als ebenso in der eigenen Positionierung im Raum, wie in allen weiteren Einzelheiten, die den Raum bilden. Mit besonderer Aufmerksamkeit hat sich der Künstler der Ausdehnung und den Musterungen des braunen Teppichs (oder Linoleums) gewidmet, den er mit viel Aufmerksamkeit und Liebe zum Detail in seiner ungleichzeitigen Gleichzeitigkeit als bildbestimmender Teil ausbreitet. Trotz Brintzenhofes ausgeprägten Interesses an Wahrnehmungsprozessen evozieren die verschiedenen Kompartimente mit ihrer eigenen Sicht, Atmosphäre und Zeit zugleich eine Welt des Traumhaften, ja Surrealen.

EMJ

 

 

Künstler
Richard Brintzenhofe
Gattung
Malerei
Material
Öl auf Leinwand
Masse
170,4 x 298,7 cm
Standort
Depot
Inventarnummer
G 03.035
Credits
Schenkung 2003
Provenienz
Ankauf 1982 bei der Galerie Toni Gerber in Bern.
Ausstellungsgeschichte

Literatur

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