A Sculpture has to remain still I, 2009
Das Interesse der Künstlerin am Körper als Skulptur und an der eingefrorenen Bewegung, die Frage, ob es sich in der Wahrnehmung desselben um Schein oder Sein handelt und die Auseinandersetzung mit der Zeit - ist Zeit ein Kontinuum, ein Moment oder eine Idee? - wird im Video, ein Medium, das bewegte Bilder in der Zeit produziert, thematisiert und anhand der Arbeit A Sculpture has to remain still konzentriert betrachtet.
In diesem Werk verharrt ein Mann in der dynamischen, etwas grotesk anmutenden Pose eines fortschreitenden Business-Mannes mit Aktentasche, gleichsam in einem ‚rasenden Stillstand' (Paul Virilio) auf der Bühne des Lebens. Einige Zeit besteht eine Unsicherheit, ob es sich bei dieser grossflächigen Projektion um ein Standbild handelt, da sich der Mann längere Zeit nicht bewegt, oder ob das festgefrorene, inszenierte Bild irgendwann aus seinem Zustand erlöst wird. Schliesslich ist es, so offenbart einem der Zufall, die lang anhaltende Geduld, der genaue Blick und die neugierige Recherche, nicht die Technik, die das Bild erstarren lässt. Es ist die Artistik - ein tableau vivant - da der Strassenkünstler Marcelo Maminha als lebendige Skulptur ganze 50 Minuten für die Künstlerin in einem neutralen Raum ohne Öffentlichkeit in dieser Pose der Anspannung im vermeintlichen Nichtstun verharrt und Zeit verrinnen lässt. Mit dieser Pose verdient er im römischen Alltag, durch Bewunderung und Wohlwollen der Passanten, wie so viele andere auf den Strassen dieser Welt, seinen Lebensunterhalt.
EMJ