Fatigué Kapitel XXI.2 aus: Réflexions sur et d\'une feuille de papier, 1970-1988, 1986/1987

Fatigué Kapitel XXI.2 aus: Réflexions sur et d'une feuille de papier, 1970-1988, 1986, Rémy  Zaugg

Die RÉFLEXIONS SUR ET D'UNE FEUILLE DE PAPIER tragen die Entstehungsdaten 1970 bis 1988. Ende der siebziger Jahre begann Rémy Zaugg seine in der Malerei durchgeführten Untersuchungen in einer grossangelegten Synthese zusammenzufassen. Die Untersuchungen fragen nach dem Verhältnis zwischen Nachahmung und Wirklichkeit und nach der Beziehung zwischen dem Maler beziehungsweise dem Betrachter und dem Bild. Letztlich sind die Fragen nicht malereispezifisch gemeint, sondern dahinter steht immer die Grundfrage, wie die Wirklichkeit wahrgenommen und verstanden wird. Der Untersuchungsgegenstand dieser zusammenfassenden Darstellung sollte ein Blatt Papier sein. Erste Versuche auf Büttenpapier verliefen unbefriedigend, war so doch von vornherein das Demonstrationsobjekt, an dem alle Untersuchungen durchgeführt werden sollten, jedes Mal ein anderes. Dieses Problem führte zur Entscheidung, die Arbeit in der Technik des Siebdrucks herzustellen. Auf viele weisse Bögen Papier wurde ein handgeschöpftes, bräunliches Blatt Papier aufgedruckt. Damit war erreicht, dass der Gegenstand der Untersuchung, irgendein Blatt Papier, immer der gleiche sein würde. Die Ausgangslage für die RÉFLEXIONS wurde so um eine Dimension erweitert, handelte es sich jetzt beim Gegenstand der Untersuchung doch um eine perfekte Illusion. Nach Abschluss der langjährigen Herstellung der Siebdrucke präsentieren sich die RÉFLEXIONS aufgeteilt in 27 Kapitel oder Sequenzen, von denen jedes einen Titel trägt. ist das Blatt Papier, das in immer neue Reflexionen involviert wird. Der Reigen der 27 Kapitel beginnt pragmatisch mit dem Titel Une feuille de papier und endet hintergründig mit einem Blatt, das Effacé heisst.

In der Sammlung befinden sich die Kapitel I, IX und XXI.2. Une feuille de papier (I) besteht aus einem bräunlichen Blatt Papier, das auf einem weissen Bogen Papier abgebildet ist. Es handelt sich um irgendein zufälliges Blatt Papier. Für den Künstler ist es ein ganz banales Objekt, banaler noch als eine Leinwand. Hier können alle Überlegungen beginnen. Jeder Bogen der RÉFLEXIONS, mit Ausnahme der sechs Bögen von Kapitel II, ist mit demselben, zufällig ausgewählten, bräunlichen Papier bedruckt. Es ist die Grundlage für alle folgenden Reflexionen über die Darstellung in der Malerei, über das Verhältnis von Nachahmung und Wirklichkeit und über die Möglichkeiten und Bedingungen von Wahrnehmung überhaupt. Die sechsmal mit einer fast identischen Farbschicht bedruckten bräunlichen Blätter von Six peintures/six feuilles (IX), die auf einem weissen Bogen Papier abgebildet sind, geben ein Beispiel dafür, wie die Reflexionen sich im Bereich der malerischen Praxis abspielen.
Während in den Kapiteln I bis XX über das Verhältnis von Darstellung und Wirklichkeit im Zusammenhang mit der Frage der Darstellung in der Malerei nachgedacht wird, entfällt in den letzten Kapiteln, so auch in Fatigué (XXI) diese . Die Frage nach der Möglichkeit, die Welt zu erfassen und wahrnehmend zu verstehen wird jetzt unvermittelt aufgeworfen und direkt an den Betrachter zurückgegeben. Die Frage nach Wirklichkeit und Fiktion eines Blattes Papier ist kein malerisches Sonderproblem mehr, sondern betrifft als solches die Wirklichkeit überhaupt.

 

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Künstler
Rémy Zaugg
Gattung
Druckgrafik
Material
Siebdruck auf Papier
Masse
135,0 x 105,0 cm
Standort
Depot
Inventarnummer
S 2003.253a
Credits
Schenkung Stiftung Kunst Heute, 2003
Provenienz
Galerie Reinhard Onnasch, Berlin, 1989
Ausstellungsgeschichte

Literatur

Weitere Infos

Die Serie besteht aus 150 Blättern, die in 27 Kappitel unterteilt sinid. Die Sammlung besitzt die Kapitel I, IX und XXI.2.

©  Courtesy Mai 36 Galerie, Zürich