Maske (Werk Nr. 470), Mai 1982

Maske (Werk Nr. 470), 1982, Leopold  Schropp

Leopold Schropp hat sich, wie viele Künstler der Moderne, erneut aber auch seiner Generation, mit den Artefakten der Naturvölker auseinandergesetzt. Wohl wissend, dass diese von der Gemeinschaft nicht als Kunst betrachtet werden, sondern als beseelte Objekte dem Kult dienen, führt ihn seine Recherche in die elementaren Grundstrukturen einer Komposition und zur systematischen Erforschung bildnerischer Gesetze. Diese nennt er „bildnerische Archetypen", da für ihn mit bestimmten formalen Grundgegebenheiten bestimmte Inhalte und Ausdrucksweisen notwendigerweise einhergehen.

Im Werk des Künstlers finden sich einige Masken, mit denen er in seiner bildnerischen Suche zu einer neuen Formulierung findet. Die beiden verhältnismässig grossen Masken (Werk Nr. 469 / Werk Nr. 470) gehen von der Grundstruktur eines Trägers aus, der mittels verschiedener Farben und Formen eine Komposition zum Ausdruck bringt, die zwischen Bild, Objekt und Skulptur oszilliert. Das Material ist elementar und pover, es ist die Form und ihr Ausdruck, die den Künstler interessieren. Während im Werk Nr. 469 drei dreieckförmige, in Rot- und Brauntonalitäten bemalte Kartonstücke um ein kleines, zentrales rechteckförmiges Loch derart zusammengefügt sind, dass sie trichterförmig in die Tiefe weisen - das braune Stück am unteren Teil betont die Verbundenheit mit dem Boden -, so verweist das vierte, etwas kleinere weisse Dreieck, das am oberen Teil des Einblicks anschliesst, auf die Leere und vermag somit den Raum ins Unbestimmte zu eröffnen.

Werk Nr. 470 lädt durch den dreieckförmigen, archaisch anmutenden schwarzen Keil, der sich an den unteren Teil der Wandplatte anfügt, als weiteren Erfahrungsraum ein. Dabei gilt es die kleine dunkle Ecke zu erkunden, die sich unter der weissen Gestalt befindet.

In diesem Sinne sind die Masken Leopold Schropps als Objekte der Erfahrung zu verstehen, in welchen nicht nur die visuelle Betrachtung vor dem Objekt, sondern ein unmittelbarer Einbezug des Betrachters ins Objekt von Bedeutung ist.

EMJ

 

 

Künstler
Leopold Schropp
Gattung
Objekt
Material
Wellkarton und Leinwandstreifen auf beschichtetem Wellkarton, bemalt
Masse
100 x 66,6 x 66,6 cm
Standort
Depot
Inventarnummer
Pl 03.030
Credits
Schenkung Stiftung Kunst Heute, 2003
Provenienz
beim Künstler, 1983
Ausstellungsgeschichte

Literatur

Kunst-Bulletin 1990 / 3

Berner Kunstmitteilungen März/April 1992

Weitere Infos