Eindrücke verdauen (Magenendoskopiefahrt), 1993
Das oft zitierte und präsentierte Videoobjekt Eindrücke verdauen ist ein Frühwerk der Künstlerin. Geschaffen wurde es ein Jahr nach dem viel diskutierten Pickelporno.
Anmutig von der Decke hängend, findet sich ein zitronengelbes Badekleid. Im gewölbten Unterleib verbirgt sich ein Kugelmonitor. Dessen Anschlusskabel sind liebevoll, in regelmässigen Abständen, mit gelben Stoffmäschchen verziert. Durch das Gewicht des Monitors wird der Badeanzug etwas verzogen und wirkt wie ein etwas aus der Form geratener weiblicher Unterkörper. Im Unterkörper ruht die Einsicht. Dabei gewährt die Künstlerin in ihrer Suche nach dem verlorenen Körper und dem Unsichtbaren des Menschen, balancierend zwischen Aussen- und Innensichten, im Durchblick durch das gelbe Gewebe Einblicke ins Innenleben des Körpers. In einer gastroenterologischen Reise von der Speiseröhre bis zum Darm entfaltet sich Verborgenes, kaum Gesehenes in geradezu phantastischer Manier. Dem Titel entsprechend arbeitet das Innere daran, Eindrücke zu verdauen, die ihm widerfahren sind und auf dem Magen liegen, wie der schwere Kugelmonitor. Es ist eine unzivilisierte Schönheit und eine bedingungslose Hingabe an das Leben. Der Bauch ist eine Kugel und der Mittelpunkt der Welt.
EMJ