Frau und Mädchen, 1986

Josef Felix Müllers aus Pappelholz roh herausgeschlagenen und -geschnittenen weibliche Figuren - ein Figurenkomplex bestehend aus Mutter und Kind - sind, im Gegensatz zu zeitgleichen, oft provokativen Darstellungen männlich-triebhafter Sexualität, von intensiver Verbundenheit geprägt. Wie in früheren und zeitgleichen Skulpturen findet sich hier ein überwältigender Drang nach Leben, wobei der der Figurenkomplex von Anleihen an sogenannt primitive Skulpturen in afrikanischen und ozeanischen Gesellschaften spricht und von einer existentiellen Verbindung des Menschen mit der Mutterfigur durchdrungen ist. Das Mädchen, längst Säuglingsalter entwachsen, ruht, trotz einiger Distanz, vertrauensvoll liegend mit geschlossenen Augen zwischen den Beinen seiner Mutter. Die Mutter, in liegender Haltung, als hätte sie eben geboren, befindet sich in aufmerksamem Zustand. Einen Arm hat sie nach hinten ausgestreckt, geballt zur Faust, den Kopf hat sie erhoben, sie blickt nach vorne, zur Tochter. Sie ist mit ihr durch ihren Fuss, der auf des Kindes Schulter schützend ruht, verbunden. Die archaische Figurengruppe Frau und Mädchen wurde teilweise in grün-braunen Erdtönen bemalt. Die farbige Fassung unterstreicht die Kraft der elementaren Darstellung.

Ein Jahr später beschäftigt Müller sich mit der Skulptur Mann mit Kind. Im Gegensatz zu früheren männlichen Darstellungen tritt das Aggressive vermehrt in den Hintergrund und das Kind sucht den Mann in zärtlicher Weise zu erreichen.

Der Künstler hat in diesen zwei Skulpturen sein eigenes biographisches Erleben (Geburt seiner Tochter und heranwachsendes Kind nun im Alter von 7 Jahren) in ein allgemein menschliches Thema überführt.

EMJ