Lay-out «Ikea», 1993

Lay-out «Ikea», 1993, Thomas  Hirschhorn

Thomas Hirschhorn beginnt mit seinen Lay-outs in den frühen 1990er Jahren. Auf verschieden grosse, rechteckige Holz- und Kartonstücke, die derselben klaren Ordnung entsprechend auf ein orangefarbenes Baumwolltuch gelegt werden, klebt der Künstler verschiedenste Druckmaterialien: Illustrationen aus Zeitungen, verschieden farbige und dicke Klebebänder, mit denen er nach scheinbar gestalterischen Prinzipien sein scheinbar sinn- und wertloses Karton- oder Holzstück beklebt. Layouts sind in der Grafik eine Art Auslegeordnung, wo noch nicht fest angeordnet, jedoch geordnet wird und Möglichkeiten ausprobiert werden können. Zugleich will Hirschhorn mit diesen Werken, wissend um die Unmöglichkeit des Definitiven, seine Elemente festlegen, ordnen, ein „Chef d'oeuvre" erschaffen. Zurück bleibt eine Arbeit, die die Aura des Gebastelten, des Unreinen, des Provisorischen und Anspruchslosen in sich trägt und trotzdem von einem Bemühen um Ganzheit gezeichnet ist. „Ich will eine unsaubere Arbeit machen, die sich nicht beschützt, die nichts hervorhebt, nichts herausstellt, nichts selektioniert, nichts auswählt. Nichts glorifizieren, sublimieren. Das Lay-out ist eine Möglichkeit, das zu versuchen. Der Soldat nimmt sein Gewehr auseinander und muss nach einem vorgegebenen Schema die einzelnen Teile zur Inspektion auf eine Plane legen. Derjenige, der sein Fahrrad flickt und dazu auseinandernimmt, legt Schrauben, Muttern, Einzelteile so auf einen Grund, dass er es wieder zusammenschrauben kann. Der Strassenverkäufer präsentiert seine Ware so, dass es nach seinem Gutdünken am einträglichsten ist. Das ist es: das Lay-out kann auch anders zusammengestellt sein. Es gibt keine zwingenden Gründe, die einzelnen Arbeiten so oder anders auf den Textilien, Kartons oder dem Papier auszulegen. Es gibt aber meinen Willen, dies so und nicht anders zu tun. Das Lay-out von mir ist eine definitive, unverrückbare Auslegeordnung, die in sich die Behauptung ihrer Existenz trägt." (Ausst.-Kat. Ohne Titel, Aargauer Kunsthaus Aarau 1995)

 

EMJ

 

Künstler
Thomas Hirschhorn
Gattung
Installation
Material
4 Teile, davon 2 aus Spanplatten, 2 aus Karton, orangefarbenes Baumwolltuch
Masse
245 x 148 cm
Standort
provisorisch Vordepot Ittigen
Inventarnummer
Pl 03.014
Credits
Schenkung Stiftung Kunst Heute, 2013
Provenienz
Ankauf 1994 bei der Galerie Susanna Kulli, dazumal in St. Gallen.
Ausstellungsgeschichte

Literatur

 Critical Laboratory / The Writings of Thomas Hirschhorn, 2013

Weitere Infos

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