Leben & Werk Richard Brintzenhofe

Richard Brintzenhofe
* 1950
† 1994

Der amerikanische, zu früh an Aids verstorbene Maler Richard Brintzenhofe ist im Umfeld des New Image Painting, der amerikanischen neoexpressiven Kunst zu sehen, die seit Ende der 1970er Jahre als Gegenposition zur reduzierten, teilweise als zu intellektuell verstandenen Formensprache der Minimal und der Concept Art eine figurative, expressive Zeichensprache bevorzugt. Diese sinnlichen und emotional aufgeladenen Ausdrucksweisen in Zeichnung, Aquarell und Malerei bevorzugen eine subjektive, freie Figuration. Zugleich findet man, ganz im Sinne der aktuellen Postmoderne, ein Zitatverhalten und symbolhafte Chiffrierung, indem frühere Epochen in der Malerei aufgenommen und weiter verarbeitet werden.

Brintzenhofes Malerei und Zeichnungen sind in diesem Zeitgeist zu betrachten. Über sein Wirken in der Rezeption ist nur wenig zu finden. Er ist gewissermassen ein Aussenseiter. Sein quantitativ bescheidenes Werk resultiert teilweise aus langwierigen Malprozessen. Jedes Tableau ist ein Konzentrat einer bestimmten Schaffensphase.

Seit 1980 kopiert der Amerikaner, der sich zur europäischen Tradition in der Malerei hingezogen fühlt, in europäischen Museen mit Fettstiften ausgewählte Gemälde - von Giotto bis Morandi oder Zeitgenossen wie Morley - in seinem kleinformatigen Skizzenblock. Dadurch schult er sein eigenes Sehen und ergründet zeichnend die Wahrnehmung und die Kompositionen der vorbildhaften Malergenies. Aufgrund seiner Erfahrungen entwickelt er sein eigenes Werk.

In seinen frühen, vorerst karg, schliesslich zusehends galant und opulent wirkenden Bildern findet man nicht nur eine subtile Hinwendung zu den malerischen Mitteln in der Wiedergabe der figurativen Umwelt, sondern eine Realitätsaneignung, die von persönlichen Erfahrungsbereichen ausgeht und sich in selbstverständlicher Gleichzeitigkeit von Raum und zeitlichen Abläufen niederschlägt. Von unterschiedlichen Perspektiven ausgehend wird ein Raumerlebnis mit menschlicher sowie objekthafter Präsenz erlebbar, die sich in virtuoser Manier, scheinbar zu verschiedenen Zeitpunkten gleichzeitig im Bild manifestieren: Das Ganze und seine Teile in Raum und Zeit bildet somit leitmotivisch den Themenbereich im Kunstwollen Brintzenhofes. Letztendlich sind es Wahrnehmungsprozesse, die den Amerikaner mit seinen Panoramen interessieren: die Verwendung verschiedener Perspektiven, die gleichzeitige Auseinandersetzung mit Fläche und Tiefe, der Mensch und sein Umfeld aus verschiedenen Blickwinkeln in unterschiedlichen Prozessen festgehalten.

 

Über das Werk Brintzenhofes sind nur wenige Informationen zu finden. In der Schweiz präsentiert der ab 1975 zeitweilig und von 1980 bis 1986 in Zürich lebende Maler seine unverkennbaren, grossformatigen Ölbilder und subtilen Aquarelle 1982 in der Galerie Toni Gerber in Bern sowie in der Galerie Konrad Fischer in Zürich, zwei Jahre später im Kunstmuseum Winterthur (neben weiteren Galeriepräsentationen in der Schweiz und in Deutschland) und 1989, 1990 sowie 1993 in der Galerie Renée Ziegler in Zürich. 1988 hat Brintzenhofe die Kunst-Kollektion Ragusa Art gestaltet. Weitere Beziehungsstrukturen finden sich in der Schweizer und amerikanischen Homosexuellenszene.

Posthum erscheinen in der Schweiz von Andreas Züst ein Oeuvrekatalog zu Brintzenhofes Zeichnungen nach Gemälden von 1981-1994 sowie von Rolf Wäber ein Film, die Einblicke geben über die Etappen im Schaffen des Künstlers.

 

Esther Maria Jungo

 

Werke sortiert nach TitelJahrGattung ↑

Bild Informationen Beschreibung

Richard Brintzenhofe

Ohne Titel

1982

Öl auf Leinwand

Masse 170,4 x 298,7 cm

Malerei

Der amerikanische Maler Richard Brintzenhofe ist im Umfeld des New Image Painting, der amerikanischen neoexpressiven Kunst zu sehen und dennoch als Aussenseiter zu verstehen.  Seine grossformatigen Bilder, mehrheitlich Interieurs des Künstlers und Ausblicke aus denselben, die Schicht für Schicht und Teil für Teil in Öl gemalt sind, fächern das Resultat ihrer... [ Weiter ]