Leben & Werk Adrian Schiess

Adrian Schiess
* 1959 in Zürich
lebt und arbeitet in Zürich und Mouans-Sartoux (F)

 

Nach dem Vorkurs an der Schule für Gestaltung Zürich absolviert Adrian Schiess von 1976-1980 eine Grafikerlehre. Kurze Zeit nach Abschluss der Ausbildung darf der junge Künstler 1981, 1985 und 1988 das Eidgenössische Kunststipendium entgegennehmen sowie 1983 das Stipendium der Stadt Zürich und 1988 den Studien- und Werkbeitrag des Kantons Zürich. Erste Ausstellungen folgen, u.a. in der Kunsthalle Waaghaus Winterthur und der Kunsthalle St. Gallen. Ab 1987 bestreitet der Künstler zahlreiche Ausstellungen an renommierten Museen im In- und Ausland und 1990 eine Einzelausstellung im Aargauer Kunsthaus Aarau, sowie Teilnahme an der Biennale von Venedig in der Kirche San Staë. 1992 Beteiligung an der documenta IX in Kassel. Ab 1993 folgen, in Zusammenarbeit mit Schweizer Architekten wie Herzog & de Meuron sowie Annette Giger / Mike Guyer, Arbeiten im Kontext Architektur & Kunst einschliesslich Farbgestaltungen. 2004 widmet ihm das Kunstmuseum Solothurn eine Einzelausstellung, die sich auf seine Aquarelle konzentriert.

 

Adrian Schiess' erste Malereien entstehen aus dem Umstand heraus, dass er gerne ausstellen möchte, jedoch keinen Ort dazu hat. Also malt er sich zu Beginn der 1980er Jahre täglich eine neue Malerei aufs Gesicht und geht in die Öffentlichkeit. Diese Aktionen sind durchaus im Kontext einer jungen Szene zu sehen, die sich herrschenden Kategorien und Normen widersetzt. Dabei sucht der junge Künstler keineswegs eine narrative Expressivität, wie sie dazumal zelebriert wurde, als vielmehr eine Reduktion mit zugleich grösstmöglicher Offenheit. In der Folge präsentiert Adrian Schiess eine Vielzahl bemalter Brettchen, Kartons und Klötzchen am Boden mit dem Versuch, den Raum zu artikulieren und einen Ort zu definieren. Diese Art der Auseinandersetzung setzt er fort mit einer Reihe von zerrissenen, farbigen, zusehends monochrom bemalten Papieren, genannt Fetzen, die als Fragmente, zuweilen gemeinsam mit Hölzern, ebenso am Boden, wie hingeworfen, präsentiert werden. Hier beschäftigt sich der Künstler neben der Auseinandersetzung mit dem Räumlichen ebenso mit der Frage nach der Wirklichkeit und der Repräsentation von Malerei wie auch mit dem Zerstreuen eines Sinns zugunsten grösster möglicher Offenheit. 1987 entstehen uniform farbig gefasste Spanplatten, die unregelmässig gebrochene Kanten aufweisen.

Schliesslich folgen für einige Jahre präzis zugeschnittene, lange rechteckige Platten, genannt Flache Arbeiten (zuvor Spanplatten, in der Folge der 1990er Jahre Aluminiumplatten), die er monochrom, zuweilen in farblichen Abstufungen, mit Autolackfarben in den frühen Jahren bemalt, schliesslich spritzen lässt, um mit der spiegelglatten Oberfläche einen optimalen Reflektor zu ermöglichen. Im Raum installativ in regelmässigen Abständen auf Kanthölzern unterlegt, auf dem Boden präsentiert, spiegelt sich der umgebende Raum in den Oberflächen und bekräftigt damit den Willen des Künstlers, das Werk solle in keiner Weise auf sich selbst verweisen.
Die Arbeiten mögen in der Tradition der Minimal Art, somit der raumbezogenen Skulptur stehen, doch ist für den Künstler die Tradition der Malerei ungleich viel wichtiger, da ihn die Reinheit des Minimal nicht interessiert. Er nennt seine Arbeiten „Dinge“ – Bilder, die wie Objekte erscheinen und Objekte, die einen Bildcharakter haben.

Parallel zu seinen malerischen Arbeiten entstehen von Anbeginn seines künstlerischen Schaffens fast täglich Aquarelle, aber auch Videoarbeiten und Fotografien. Video und Fotografie versteht Schiess zuweilen als autonomes Werk, teilweise dienen sie aber auch als Studien, Dokumentation und Material für weitere Arbeiten. Bezieht der Künstler seine Videos in die Raumarbeiten ein, so zeigen diese entsprechend seinem Themenbereich Abläufe von verschiedenen Farb- und Lichtreflexen.

Ab 1999 entstehen kleinformatige objekthafte Bilder. Sie sind in mehreren Schichten mit unterschiedlichen Materialien geformt und pastos bemalt oder wurden von der Tube auf den Träger appliziert und mit Titeln wie Vollmond, été, printemps, Coucher de soleil avec Mimosas versehen, aber auch Ohne Titel. Auch diese Bilder wollen weniger abbilden, als die Materialität der Farbe zum Ausdruck erheben und Offenheit ermöglichen, ohne Gegenstand und Motiv Neues umsetzen. Wie stets in seiner Arbeit setzt sich Adrian Schiess mit den Grenzen, Möglichkeiten und der Erfahrung – mit den „offenen Enden“ von Malerei und Licht auseinander, die sich ebenso in seinen folgenden grossformatigen Acrylbildern niederschreiben. Die Oberfläche, die Haut, die ihn seit Jahrzehnten interessiert, nimmt in den jüngsten Arbeiten neue Farbverläufe und Formen auf, die auf die Flächen der jeweiligen Umgebung reagieren. Letztendlich geht es um einen „Dialog über die Wirklichkeit, über die Dinge, über das, was wir sehen und wie wir es sehen... Dieser Dialog ist offen und unendlich und momentan und flüchtig.“

 

Adrian Schiess wird von der Galerie Susanna Kulli, Zürich und der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Wien vertreten.

 

Esther Maria Jungo

 

Werke sortiert nach TitelJahrGattung ↑

Bild Informationen Beschreibung

Adrian Schiess

Flache Arbeiten

1988

5-teilig, Öl und Kunststoff-Beschichtung auf Spanplatten, 10 Holzleisten

Masse "257 x 103 cm (beige/rosa); 257 x 103 cm (grau) 280 x 103 cm (d'braun); 280 x 103 cm (beige/rötlich) 281 x 103 cm (d'blau)"

Malerei

Die 5-er Serie Flache Arbeiten, die in einer Reihe auf einfachen Kanthölzern ruhen, sind frühe Werke des gleichnamigen Werkkomplexes, die der Künstler in der Folge in den 1990er Jahren auf Aluminium spritzen lässt. Hier malt er noch selber direkt auf Spanplatten und erkundet deren Wirkung im räumlichen Kontext. Auf die Frage, ob... [ Weiter ]

Adrian Schiess

ohne Titel (20 Fetzen bemalt)

1984

Kunstharz, Acryl, Tusche und Dispersion auf Karton (20 Teile)

Masse variabel

Malerei

20 unregelmässig gerissene, bunt bemalte, teilweise monochrome Papier- und Kartonfetzen respektive Bildfragmente negieren jeglichen Bildcharakter. Die Fetzen als „Inseln\" auf dem Boden (Marcel Baumgartner) sind auf Zerstreuung angelegt. Da ist kein Interesse an einer Komposition, sagt der Künstler. Da er kein Ziel habe, sondern nur Zeit zur Verfügung, möchte er... [ Weiter ]