Leben & Werk Silvia Bächli

Silvia Bächli
* 1956 in Baden
lebt und arbeitet in Basel und Paris

Silvia Bächli studiert von 1976 bis 1980 an der Kunstgewerbeschule in Basel und an der Ecole Supérieure d'Arts Visuels in Genf (ESAV).

Ihre künstlerischen Anfänge - schon diese vor allem im Medium der Zeichnung - sind im zeitlichen und ästhetischen Kontext der neoexpressiven Tendenzen zu verorten, für die in der Schweiz exemplarisch Künstlerinnen und Künstler wie Miriam Cahn, Monika Dillier und Martin Disler stehen.

Allmählich und sehr subtil wandelt sich Silvia Bächlis zeichnerischer Stil: Dezidiert expressive, heftige Gesten finden sich in den Arbeiten besonders seit Ende der 1980er-Jahre kaum mehr; die Zeichnung, sei sie jeweils mit Kohlestift, Fettkreide oder als Gouache und weiterhin meist kleinformatig realisiert, wirkt dadurch allgemein leichter und feiner.
Schon zu Beginn der 1980er Jahre beendet Bächli ihre bis dahin gepflegte Praxis der tagebuchähnlichen Tintenpinselzeichnungen in Büchern vom Format A4, die jeweils in sich abgeschlossene Geschichten oder Beobachtungen erzählen und geometrisch zu rechteckigen Blöcken angeordnet werden. Energetische Nuancen in Form stärkerer oder schwächerer Akzente offenbaren sich nun besonders in der für ihr Schaffen geradezu charakteristisch gewordenen, immer sehr selbstverständlich wirkenden Accrochage, im für jede Situation neu und anders entworfenen Nebeneinander der Blätter an der Wand. Dort gesellen sich dann, meist ungerahmt hinter Plexiglas und mal in kleineren und mal in grösseren Abständen zueinander, beispielsweise Kreidezeichnungen zu Gouachen, wobei motivische oder technikbedingte Kontraste sowie Nachbarschaften zwischen den einzelnen Blättern sichtbar werden. Vorgängig durchlaufen die dergestalt kombinierten Blätter aber oft langwierige Auswahlverfahren - das Aussortieren und Umgruppieren einer Vielzahl von Zeichnungen gehört genauso zum Schaffensprozess der Künstlerin wie das eigentliche Zeichnen.

Als eine Art Weiterentwicklung der gruppierenden installativen Accrochage wie zum Beispiel in Ohne Titel (Chinesische Landschaft), 1989, findet Silvia Bächli für die Einzelausstellung in der Kunsthalle Bern 1996 schliesslich eine neue Präsentationsform für ihre Zeichnungen: die Auslage von Blättern verschiedenen Datums und verschiedener Grössen in Tischvitrinen. Gouachen, sowie Kreide-, Kohle- und Ölpastellzeichnungen aus einer Schaffensphase von jeweils rund 6 Jahren, bilden sowohl beim Tisch mit 8 Zeichnungen (Körper) wie auch beim Tisch mit 11 Zeichnungen (Ritzungen / Zerfliessen) faszinierende Konstellationen. Gerade die Körper-Darstellungen lassen an das berühmte Diktum Paul Klees denken, dass Kunst eben nicht das Sichtbare wiedergibt, sondern sichtbar macht: Silvia Bächlis Zeichnungen beruhen nicht primär auf einem genauen visuellen Studium eines Gegenstands, sondern eher auf einer Empfindung, also auf einer komplexen, vielschichtigen Wahrnehmung der eigenen Physis, die auf diese Weise stimmig ins Bild gesetzt wird.

Mittlerweile blickt Silvia Bächli, die mit ihrem Lebensgefährten, dem Künstler Eric Hattan, in Basel und Paris lebt und seit 1993 an der Staatlichen Akademie der Künste Karlsruhe lehrt, bereits auf eine jahrzehntelange konsequente und erfolgreiche künstlerische Arbeit zurück. Ihr poetisches, „stilles" Schaffen vor allem im Medium der Zeichnung erweist sich immer wieder als ungeheuer kraftvoll und eigenständig. Ihre Position als bedeutende Schweizer Künstlerin der Gegenwart kann sie mit ihrem Auftritt im Schweizer Pavillon der Biennale di Venezia 2009 erneut unterstreichen.

 

2003 wird Silvia Bächli mit dem Prix Meret Oppenheim geehrt. Ihre Werke finden sich heute nicht nur in den Sammlungen von Museen in der Schweiz, wie im Aargauer Kunsthaus Aarau, in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel, im Kunstmuseum Bern, im Kunstmuseum St. Gallen oder im Musée d'art moderne et contemporain (MAMCO) in Genève, sondern auch in internationalen Sammlungen.

www.silviabaechli.ch

Isabel Fluri

Werke sortiert nach Titel ↑JahrGattung

Bild Informationen Beschreibung

Silvia Bächli

Ohne Titel (Chinesische Landschaft)

1989

9-teilige Installation: Gouache, Fettstift, Tinte auf Papier 1 = 25,0 x 35,0 cm 2 = 14,0 x 21,0 cm 3 = 23,5 x 32,0 cm 4 = 21,0 x 14,8 cm 5 = 29,6 x 21,0 cm 6 = 32,0 x 23,5 cm 7 = 37,5 x 24,8 cm 8 = 35,0 x 25,0 cm 9 = 29,5 x 21,0 cm

Masse Installation: 220,0 x 160,0 cm

Zeichnung

Bei Silvia Bächlis Ohne Titel (Chinesische Landschaft) von 1989 handelt es sich um eine für die Schaffensphase Ende der 1980er Jahre typische Auswahl von mehreren Blättern, die in der Art einer spontan gesetzt wirkenden Accrochage präsentiert werden. Wie meist in solchen Arrangements hat die Künstlerin für die erwähnte Arbeit in... [ Weiter ]

Silvia Bächli

Tisch mit 11 Zeichnungen (Ritzungen/ Zerfliessen)

1993-98

Tisch (mit Metallfüssen, bedeckt mit Glas) + 11 Zeichnungen: Gouache, Ölkreide, Ölpastell oder Kohle auf Papier a-d = Ritzungen: a = Kohle auf Papier, 1994, 31 x 22cm (Install. No. 1) b = Gouache auf Papier, 1996, 32 x 24 cm (Install. No. 2) c = Öl

Masse Installation: 67,5 x 215,5 x 5,5 cm (Tisch)

Zeichnung

Auf den Blättern von Silvia Bächlis Tisch mit 11 Zeichnungen (Ritzungen / Zerfliessen) und Tisch mit 8 Zeichnungen (Körper) sind vage an Landschaften erinnernde oder organisch wirkende Formen zu sehen. Indes sind die Darstellungen meistens nicht so sehr die... [ Weiter ]

Silvia Bächli

Tisch mit 8 Zeichnungen (Körper)

1993-98

Tisch (mit Metallfüssen, bedeckt mit Glas) + 8 Zeichnungen: Gouache oder Tusche auf Papier a = Gouache auf Papier, 1998, 44 x 62cm (Install. No. 1) b = Gouache auf Papier, 1998, 21 x 29,5cm (Install. No. 2) c = Tusche auf Papier, 1998, 22 x 31 cm (In

Masse Installation: 67,5 x 215,5 x 5,5cm (Tisch)

Zeichnung

In Silvia Bächlis Tischvitrinen, die seit dem Jahr 1996 in diversen Ausführungen entstehen, sind jeweils verschiedenartige und -formatige Zeichnungen arrangiert. Bei eingehender Betrachtung lassen sich aber in den ausgelegten Arbeiten, die meist aus unterschiedlichen Jahren datieren stammen, immer mehr oder weniger enge thematisch und motivisch verbundene, von der Künstlerin... [ Weiter ]