Leben & Werk Olivier Mosset

Olivier Mosset
* 1944 in Bern
lebt und arbeitet in Tuscon im Bundesstaat Arizona

 

Olivier Mosset wird 1944 in Bern geboren und wächst in Neuenburg auf. Zu Beginn der 1960er Jahre, noch während des Gymnasiums, hält er sich zeitweise in Paris auf, wo er mit den Nouveaux Réalistes um Jean Tinguely in Kontakt kommt und bei ihm als Assistent arbeitet. Nach der Maturität, im Jahr 1965, zieht er definitiv nach Paris, wo er sich im Kreis der Nouveaux Réalistes aufhält. Erste Werke entstehen mit Zahlen, Buchstaben und Punkten auf weissem Grund. 1966 gründet er mit Daniel Buren, Michel Parmentier und Niele Toroni die Künstlergruppe B.M.P.T., die in programmatischer Weise mit dem Abstrakten Expressionismus und der École de Paris bricht. 1967 macht er in New York die Bekanntschaft von Andy Warhol und entdeckt für sich das Werk von Robert Ryman. 1968 tritt er, nach Beendigung seiner Kollaboration mit der Gruppe B.M.P.T.,  der politischen Gruppe „Vive la Révolution“ bei und frequentiert den Motorrad- und Rockerclub Hell Angels. Es erscheint sein erster Katalog n° 1, und in der Galerie Rive Droite in Paris findet seine erste Ausstellung statt. Weitere Ausstellungen in Paris und in der Schweiz und schliesslich im internationalen Kontext folgen. 1990 repräsentiert Olivier Mosset die Schweiz an der Biennale von Venedig.

Olivier Mossets Auseinandersetzung mit dem monochromen Bild und mit übergrossen Formaten dreht sich um die Frage nach der Essenz der Malerei. In der Absicht, Malerei zu schaffen, die „nur Malerei“ ist, ist er beeinflusst von den Werken eines John Cage wie auch von jenen der amerikanischen Pop Art. Bereits in seinen künstlerischen Anfängen ist er an einer indifferenten, unpersönlichen und in diesem Sinne politisch nicht zu vereinnahmenden Kunst interessiert. So malt er ab 1966 jahrelang unentwegt dicke schwarze Kreise auf stets 100 x 100 cm grosse, weiss grundierte Leinwände. In diesen Gemälden ist der Kreis genau so proportioniert, dass er weder als perforierte schwarze Fläche noch als simple runde, eine Fläche begrenzende Linie wirkt. Die Figur erscheint vielmehr als orientierungslose Markierung auf einer hinsichtlich ihrer Ausrichtung selber neutralisierten – da quadratischen – Leinwand.

Von 1974 bis 1978 malt Olivier Mosset vor allem Streifenbilder – pikanterweise zitiert Mosset damit seinen B.M.P.T.-Kollegen Buren, dessen Streifen wider die Postulate der Gruppe zur eigentlichen Signatur geworden sind. Allerdings finden sich bei Mosset, anders als bei Daniel Buren, Längs- und Querstreifen. In den späten 1970er Jahren, nach seiner Übersiedlung nach New York, beginnt Olivier Mosset die Monochromie für sein Werk zu entdecken, die er anhand verschiedener Farben und in unterschiedlichen Leinwandgrössen erprobt. Seither hat er immer weiter auch mit dem Bildformat experimentiert, sogenannte „Shaped Canvases“ geschaffen und sich ab Mitte der 1980er Jahre wieder dem abstrakten Bild gewidmet. Die Konventionen der Abstraktion untersucht er vor allem in ihrer geometrischen Prägung im Zuge der Neo-Geo-Tendenz, wobei er in diesem Zusammenhang auch Malerei-Objekte und skulpturale Werke produziert. In der New Yorker Anfangszeit, in der die monochromen Gemälde entstehen, fühlt sich Mosset einer losen Gruppe von Künstlern zugehörig, die 1984 unter dem Motto „Radical Painting“ eine gemeinsame Ausstellung bestreitet. Was diese Künstler verbindet ist die Beschäftigung mit der Frage, wie ein Kunstobjekt nicht-repräsentativen Charakters zu realisieren wäre und wie ein Werk jenseits der Logik der Abstraktion aussehen könnte.

Jenseits der Malerei ist es das Motiv des Motorrads, das in der Arbeit Olivier Mossets immer wieder auftaucht. Schwere Motorräder sind in Ausstellungen als Objekte und als „Protagonisten“ in Videoarbeiten präsent. Offensichtlich ist in diesem Zusammenhang der Bezug zur Motorradromantik à la Easy Rider – wie im gleichnamigen Film Dennis Hoppers von 1969 steht auch bei Mosset das Motorrad und der damit assoziierte Lebensstil paradigmatisch für die Auflehnung gegen Normen. Eine weitere Spezifität von Olivier Mossets Schaffen ist seit jeher die Kollaboration. Auch in den vergangenen Jahrzehnten arbeitet der Künstler wiederholt mit Kolleginnen und Kollegen im engeren Sinne zusammen. Besonders zu nennen sind als Kollaborationspartner etwa Andy Warhol (1985), John M Armleder, Steven Parrino, Cady Noland und Sylvie Fleury.

Als bedeutender Repräsentant der Schweizer und internationalen Szene der geometrisch-abstrakten Kunst wird Mosset seit Ende der 1960er Jahre in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in ganz Europa und in den USA gewürdigt.

Isabel Fluri

Werke sortiert nach Titel ↑JahrGattung

Bild Informationen Beschreibung

Olivier Mosset

Red Painting

1981

Acryl auf Leinwand

Masse 300 x 600 cm

Malerei

In Olivier Mossets Red Painting fehlen sowohl ein Motiv oder ein Gegenstandsbezug, die Andeutung einer räumlichen Illusion und die Signatur im Sinne einer Handschrift des Künstlers: Alles, was sich zeigt, ist das überwältigende stark konnotierte Rot der riesigen, ungerahmten Leinwand. Das 18 Quadratmeter grosse Red... [ Weiter ]