Leben & Werk Andreas Hofer

Andreas Hofer
* 1956 in Trimbach
lebt und arbeitet in Bremgarten (AG)

 

Andreas Hofer besucht den Vorkurs und die Zeichenlehrerklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich von 1977-1982. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit in den Medien Malerei und der Realisierung von plastischen Objekten, die ihm bereits 1983 und 1984 die Stipendien der Stadt Zürich und der Kiefer-Hablitzel-Stiftung sowie 1986 den Werkbeitrag des Aargauer Kuratoriums und einen Aufenthalt im Atelier des Kantons Aargau in Paris einbringen, engagiert er sich als Musiker in der Rockgruppe Bellevue. Von 1986 an unterrichtet Hofer an der Architekturabteilung des Technikums Winterthur, ab 1989 an der Schule für Gestaltung in Zürich.

Die Verbindung von Rockmusik und Malerei ist in den frühen 1980er Jahren eine Auseinandersetzung, die dem Zeitgeist entspricht , was Hofer 1983 die Teilnahme an der Ausstellung Musiker als Maler in der Roten Fabrik in Zürich ermöglicht und 1986 zu einer folgenden Ausstellung im Kunstmuseum Olten führt. Sein malerischer und figurativer Stil ist dabei weniger von einer expressivem, abstrahierenden Manier gezeichnet (wie dazumal bei Martin Disler, Klaudia Schifferle oder Miriam Cahn), als vielmehr von einem veristisch anmutenden Dasein in surrealen Räumen, in denen das menschliche Individuum thematisiert wird. Diesen figurativ-malerischen Themenkomplex führt der Künstler bis 2007 weiter. Nun sieht er sich an einem Punkt angelangt, wo es ihn zwingend zur Auseinandersetzung mit technischen Fragen führt. In den figurativen Bildern zeigt sich ansatzweise, was ihn in seinen späteren Arbeiten, nach einer längeren Beschäftigung mit Objekten, Musik und Film, in zusehends direkter Weise interessiert: Bildräumlichkeit, somit die Ausdruckskraft der Farben, die Geometrie in der flächigen und räumlichen Ausdehnung.

Hofers gleichzeitig geschaffenen plastischen Arbeiten der 80er Jahre entstehen aus einer Vielzahl Materialien, die er auf dem Sperrgut oder in Abbruchhäusern findet und in seinem Atelier hortet. Diese verwendet er nicht als objets trouvés, sondern befreit sie von ihren ursprünglichen Funktionen und ihrem Kontext und gestaltet sie mittels präzisen Eingriffen zu neuen Objekten. Die formalen, logischen Strukturen der Objekte werden dabei befragt und die neu geschaffenen Zeichensysteme und Ordnungen in Fläche und Raum zur Diskussion gestellt. Hofer ist gleichzeitig als Musiker tätig, der zwar nicht nur als Gitarrist in einer Rockband, sondern ebenso mit rhythmischen Collagen aus Instrumentalsound, Stimmen und Alltagsgeräuschen experimentiert. Des weitern komponiert er Musikstücke, die seine Filme begleiten (die Musik ist im Soundarchiv, aber auch bei den Animationen auf seiner Homepage, zu hören).

Nach einigen Interventionen im öffentlichen Raum in den späten 80er Jahren konzentriert sich Hofer in seiner künstlerischen Tätigkeit auf die Zeichnung, was sich in späteren filmischen Realisationen niederschlägt (Erinnerung, 1990). In der Folge finden weitere Phasen des Experimentierens statt, indem sich Hofer der Farbmaterie und Farbwirkung und schliesslich der Bewegung und der Erkundung des Räumlichen widmet und dies in unterschiedlichen Techniken und Medien festhält (von den traditionellen Medien bis hin zur computergenerierten Zeichnung, zum Ink-Jet-Print und zur interaktiven Netzkunst). Hinter Hofers Recherchen steht ein naturwissenschaftliches Interesse (beispielsweise die Farbentheorie Goethes) und die Auseinandersetzung mit der Bewegung und mit Kräften, die seine magisch anmutenden Bildwerke oder Objekte transformiert in sich tragen. Dabei fängt er nochmals ganz von vorne an: beim Beobachten und Herstellen von Farbe, um die Bilder von Grund auf zu erschaffen. Die Farbe dient nun nicht mehr der Darstellung des Lichts, das in den Bildraum eindringt, als vielmehr der Bildfläche selbst, die ebenso Licht ausstrahlt, ob diese nun gegenständlich oder abstrakt gelesen wird.

Hofers Interesse für die Möglichkeiten von Raumerfahrung lässt ihn neues Terrain betreten: die Computertechnologie und mit ihr in Zusammenhang stehend die interaktiven Möglichkeiten. Diese lässt ihn auch eine Animation für die Homepage und ein unterirdisches Wegsystem für die Internetcommunity von Cyberhelvetia für die Expo.02 erarbeiten sowie eine interaktive Baustelle auf der Homepage des Aargauer Kunsthauses Aarau während der Erweiterung (2001-02) entwickeln. Weitere interaktive Netzarbeiten sind auf Hofers Homepage (skizzen und fragmente) zu erfahren.

Andreas Hofer ist ein äusserst vielfältig aktiver Künstler der Gegenwart, der sich nicht nur in den sogenannt traditionellen Medien auszudrücken weiss, sondern ebenso den Bereich von Musik/Sound sowie der Computertechnologie beherrscht. 2013 erscheint seine Publikation 365 mit Zeichnungen zu jedem Tag des Jahres mittels räumlicher Inszenierung typografischer Zeichen.

 

www.andreashofer.ch

 

 Esther Maria Jungo

 

Werke sortiert nach Titel ↑JahrGattung

Bild Informationen Beschreibung

Andreas Hofer

Ohne Titel

1986

Holz, Draht, Spiegel

Masse "L 150 cm; ø 16 cm"

Objekt

Wie viele von Hofers dreidimensionalen Arbeiten der 1980er Jahre hat auch dieses Objekt einen gerätartigen Charakter. Befreit von seiner nicht definierbaren Funktion lehnt sich das gerüstartige Ding an die Wand oder wird in eine Ecke gestellt und hinterlässt, gleichsam als Versuchsmodell, mit seinem Skelett einen eindeutig verankerten Schatten. Die filigranen, allseitig das... [ Weiter ]

Andreas Hofer

Ohne Titel (Hermaphrodit)

1985

Acryl auf Baumwolle

Masse 160 x 228,4 cm

Malerei

Andreas Hofer widmet sich während etwas mehr als einem Jahrzehnt neben der Zeichnung, dem Objekt und seinen computergenerierten Recherchen der figurativen Malerei (Acryl auf Papier, auf Baumwolle, Kasein auf Holz, Eitempera auf Papier). Sein unverkennbarer malerischer Stil der frühen 1980er Jahre ist dabei weniger von einer expressiven, abstrahierenden Manier gezeichnet, als vielmehr... [ Weiter ]