Leben & Werk Malerei Pia Fries

Pia Fries
* 1955 in Beromünster
lebt und arbeitet in Düsseldorf

Die im Luzernischen aufgewachsene Pia Fries hat von 1977 bis 1980 die damalige Kunstgewerbeschule in Luzern in der Bildhauerklasse von Anton Egloff besucht. Ihre weitere künstlerische Ausbildung erhält sie ab 1980 an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie 1986 als Meisterschülerin von Gerhard Richter abschliesst. Ab Mitte der 80er Jahre ist die Malerin durch ihre zahlreichen Ausstellungen und Stipendien im europäischen Raum bekannt. 1984-2000 ist sie Dozentin an der Kunstgewerbeschule Luzern. Seit 1998 Lehrtätigkeit an deutschen Kunstakademien. Sie darf 1991 den Nordmann-Kunstpreis und 1989, 1991,1992 das Eidgenössische Kunststipendium, 1994 den Bonner Kunstfonds sowie 1996 den Kunstpreis Münsterland, 2000 das Atelierstipendium der Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr in London, 2009 den Fred Thieler Preis für Malerei und 2011 den Kunstpreis Iserlohn entgegennehmen.

Pia Fries stellt die Funktion des Malerischen im Abbilden einer vorgegebenen Wirklichkeit seit Anbeginn ihrer künstlerischen Tätigkeit in Frage. Auch wenn sie sich in frühen Jahren figurativen Themen widmet, ist es nicht das Abbild als vielmehr die Farbe und der Ausdruck in ihrer Eigenwertigkeit, Materialität und emotionalen Qualität, die Pia Fries beschäftigen. Seit Ende der 80er Jahre malt die Künstlerin ausschliesslich gegenstandslose Bilder, die in ihrer Eigenständigkeit sogleich erkennbar sind: kompakt, ja pastos, bis hin zu fingerdick aufgetragene Mischfarben, die nicht nur mit dem Pinsel, sondern auch mittels Spachtel, Messer, Kamm und Rechen durch ein Sieb oder direkt aus der Tube zu aufeinander geschichteten Flächen und differenzierten Pinselschlieren oder Ebenen, die zuweilen wieder abgetragen, zu einem Ganzen verdichtet werden. Dabei entsteht mehrheitlich ein zentrumsbezogener Fokus. Seit den frühen 90er Jahren vollzieht sich zusehends eine Differenzierung zwischen Figur(en) und Grund, wobei der Grund mit seiner zeichenhaften Präsenz den Figuren gegenübertritt. Zugleich lichtet sich die Palette von dunkel-erdiger, flächendeckender Verbundenheit zu luftig helleren, stets pastos aufgetragenen Farbinseln aus Farben und Farbmaterie. So kommt dem weissen oder pastellfarbenen Untergrund, zuweilen in Kombination mit weiteren Materialien oder Drucktechniken (Siebdruck), eine bestimmende Rolle zu. Vermehrt finden sich statt kompakter Ganzheit betonte Elemente, Zeichen, Ereignisse und Strukturen - Anordnungen, die auch zu Ornamenten werden und mit ihrem weiteren Realitätsbezug illusionistisch wirken, was sich im Grossformat wie auch in kleinformatigen Werken niederschlägt.

Dabei verweist Kathleen Bühler auf eine Eigenheit in Fries' Malpraxis, wo die Farbgründe nicht ausschliesslich als Erscheinung und Ausdrucksträger eingesetzt werden, sondern vorab als „plastisches Material", als „voluminöse Dichte", die „sich zu einer zähen Masse ineinander schieben" und als Reliefs zu erleben sind. Die eigenständige Position der Malerin Fries innerhalb einer aktuellen Diskussion zur Malerei in der zeitgenössischen Kunst zeichnet Kathleen Bühler in ihrem Text zum Sammlungskatalog Don't Look Now (Die Sammlung Gegenwartskunst Teil 1, 2010) nach und folgert: „Anders als andere zeitgenössische Maler dekliniert Pia Fries weder das bekannte Vokabular der Malerei-Stile, noch sucht sie in ihren Gemälden einen weiteren Nullpunkt der Malerei, um von dort ausgehend einen Neubeginn zu behaupten. Im Unterschied zu vielen Zeitgenossen ist sie nicht von einer grundlegenden Skepsis am Bild getrieben..... Eher bestätigt sie die Kraft und Beständigkeit des Mediums, indem sie sich mit unbekümmerter Neugier den stets neuen Möglichkeiten malerischer Bildfindung widmet" und die Anordnungen zum guten Bild stets wieder von Neuem zur Diskussion stellt. Kein theoretisches Konzept liegt in Pia Fries' Bildfindung zugrunde, wohl bestehen indes Richtlinien für ihre Interaktionen. Die Herangehensweise an den Bildträger ist als körperlicher Akt, als bewusste Wahrnehmung im Moment und als Ausloten der Kräfte zu verstehen, wobei die Künstlerin an jeweils mehreren Bildern gleichzeitig arbeitet. Diese breitet sie am Boden aus und bearbeitet sie von verschiedenen Seiten ausgehend, beurteilt sie anschliessend an der Wand in ihrer Differenziertheit, um ihre Wege weiterzuverfolgen und von Neuem einzugreifen. Die simultan entstandenen Werke bilden Werkgruppen, die in ihren Strukturen variieren und sich gegenseitig erläutern. Dabei bleibt Fries ausschliesslich in ihrer Bildrealität und der emotionalen Eigengesetzlichkeit von Farben, Farbmaterie, reliefartigen Formationen, Zwischenräumen und deren Ausdruckskraft. In diesem Sinne sind auch die Titel entstanden, die sie als Assoziationen auf die erschaffenen Bilder als lautmalerische Phantasienamen kreiert oder diese in späteren Werken assoziativ erläutert. Mit den Worten der Künstlerin: „Titel sind Benennungen für Intensitäten, Bewegungen, Zustände oder Energien."

 

Seit Ende der 80er Jahre zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen. 1999 Teilnahme an der Biennale von Venedig, 2007 Retrospektive im Kunstmuseum Winterthur sowie im Albers Museum in Bottrop. 2010 Einzelausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (Kat.).

www.piafries.com

 

Esther Maria Jungo

 

Werke sortiert nach Titel ↑Jahr

Bild Informationen Beschreibung

Pia Fries

Ahli

1991/1992

Öl auf Baumwolle, über Okume-Platte gezogen

Masse 140,8 x 121,3 cm

Malerei

Das Ölgemälde Ahli stammt zusammen mit Fich aus derselben Schaffensperiode. Sie sind typische Repräsentanten für eine Umbruchphase der Künstlerin in den frühen 1990er Jahren, in der sich die Tonalität von der dunklen Erdigkeit zu zunehmend heller leuchtender Farbigkeit ändert, die bis hin zu luftigeren... [ Weiter ]

Pia Fries

Fich

1991/92

Öl auf Jute, über Okumeplatte gezogen

Masse 74,5 x 87,2 cm

Malerei

Das Ölgemälde Fich stammt zusammen mit Ahli aus derselben Schaffensperiode. Sie sind typische Repräsentanten für eine Umbruchphase der Künstlerin in den frühen 1990er Jahren, in der sich die Tonalität von der dunklen Erdigkeit zu zunehmend heller leuchtender Farbigkeit ändert, die bis hin zu luftigeren... [ Weiter ]